Coronakrise

Nächster Stellenabbau: AVL streicht 220 Jobs

++ ARCHIVBILD ++ STEIERMARK: 220 MITARBEITER DER AVL LIST GMBH IN GRAZ VERLIEREN JOB
++ ARCHIVBILD ++ STEIERMARK: 220 MITARBEITER DER AVL LIST GMBH IN GRAZ VERLIEREN JOBAPA/ANNEMARIE HAPPE
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Die Zahl der heimischen Firmen, die Mitarbeiter aufgrund der anhaltenden Wirtschaftskrise abbauen, wird immer länger. Nun kommt auch der steirische Motoren- und Getriebehersteller AVL dazu.

Wien. 2300 Jobs, die durch die Schließung des MAN-Werks in Steyr bis 2023 wegfallen; 650 Arbeitsplätze, die beim Luftfahrtzulieferer FACC abgebaut werden; bis zu 300 Arbeitsplätze, die das niederösterreichische Schalungsunternehmen Doka streicht: Die Liste der heimischen Firmen, die aufgrund der Coronakrise Mitarbeiter abbauen, ist lange – und wird nun noch länger. Am Donnerstag gab die AVL List GmbH in Graz mit rund 4000 Mitarbeitern bekannt, dass man sich bis Jahresende von 220 Mitarbeiter trennen wird. Der Schritt müsse trotz Kurzarbeit, Reduktionen und anderer Anpassungen gesetzt werden, „um sich für die Zukunft gut aufzustellen“, sagte ein Sprecher.

Mit der jüngsten Ankündigung von AVL List summiert sich die Zahl der Stellen, deren Abbau Firmen in den vergangenen Wochen öffentlich angekündigt haben, auf knapp 6000.

Ursache für den Stellenabbau bei AVL List sei eine „verhaltene Auftragslage der Automobilindustrie“, eine „Delle“, obwohl man gerade für den Mobilitätssektor die Technologien der Zukunft entwickle, erklärte ein Unternehmenssprecher. Erst im Vorjahr waren 300 Mitarbeiter bei dem Grazer Antriebsstrangentwickler neu aufgenommen worden. Der Konzern beschäftigt weltweit rund 11.500 Mitarbeiter.

Die Kündigungen finden in allen Bereichen in Graz statt. Die betroffenen Mitarbeiter sollen in den kommenden Wochen informiert werden. Seit dem Frühjahr waren etwa 2000 Mitarbeiter der AVL in Graz, etwa die Hälfte der Belegschaft, in Kurzarbeit. Zusätzlich gab es Überstundenabbau und laut Unternehmen einen freiwilligen Gehaltsverzicht der Führungsebene. Doch das alles habe nicht gereicht, um die Jobs zu retten. Der Sprecher kündigte an, dass die Kurzarbeit für viele der übrigen Mitarbeiter verlängert werde. Wie sich die Coronaviruskrise auf Umsatz und Gewinn auswirke, könne noch nicht abgeschätzt werden.

900 heimische Autozulieferer

Im vergangenen Geschäftsjahr war der Umsatz von AVL List um 12,6 Prozent von 1,75 auf 1,97 Mrd. Euro gestiegen, auch in den Jahren davor gab es stets ein sattes Plus.

Doch die Coronakrise trifft die Autohersteller hart, die ihre Produktion zurückfahren, und damit in der Folge auch die Zulieferindustrie. Dazu kommt der Wandel weg vom Verbrennungs- hin zum Elektromotor, der einfacher zu bauen ist und weniger Teile benötigt.

Experten in Österreich sprechen immer wieder davon, dass etwa 20 bis 30 Prozent der 900 heimischen Autozulieferer den Wandel wirtschaftlich nicht überleben werden. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.10.2020)

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