Formel 1

Red Bull braucht einen neuen Motor, Honda verlässt die Königsklasse

Der japanische Motorenlieferant zieht sich überraschend zurück. Welche Optionen bleiben für die beiden Mateschitz-Rennställe?

Tokio. Der Rückzug von Motorenlieferant Honda schockt die Formel 1. Sieben Jahre nach dem Comeback in der Königsklasse des Motorsports bei McLaren verabschieden sich die Japaner Ende 2021 wieder und stoppen ihr milliardenschweres Programm.

Max Verstappens Red-Bull-Rennstall und das Schwester-Team Alpha Tauri müssen sich damit von 2022 an einen neuen Motorenpartner suchen. Nur eine Woche nach seiner Berufung zum künftigen Formel-1-Geschäftsführer muss der frühere Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali die Folgen dieser Frust-Nachricht verkraften.

Immerhin beteuerte Red-Bull-Teamchef Christian Horner, dass die beiden Rennställe langfristig in der Motorsport-Königsklasse bleiben wollen: „Als Unterzeichner des jüngsten Concorde-Abkommens der Formel 1 bleibt Red Bull Racing dem Sport langfristig verbunden, und wir freuen uns darauf, in eine neue Ära der Innovation, Entwicklung und des Erfolgs einzutreten.“ Der Grundlagenvertrag läuft bis Ende 2025.

Die Corona-Pandemie mit Produktionsstopps und unterbrochenen Lieferketten hat auch die Autoindustrie schwer getroffen. Honda rechnet zum Bilanzstichtag 31. März 2021 noch mit einem Nettogewinn von 165 Milliarden Yen (1,3 Mrd Euro) – 63,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Automobilindustrie stecke in einer „Einmal-in-einhundert-Jahren-Periode großen Umbruchs“, schrieb der Autobauer. Die Ressourcen sollen daher in die Entwicklung von Zukunftsantrieben gesteckt werden. Oberste Priorität: Bis 2050 will Honda klimaneutral sein.

In der Formel 1 war Honda wieder auf dem Weg nach oben. 2018 stieg man bei Toro Rosso (inzwischen Alpha Tauri) ein, eine Saison darauf setzte auch Red Bull auf Honda. Fünf Siege und 15 Podiumsplätze wurden bisher insgesamt eingefahren.

Welche Optionen haben die beiden Mateschitz-Rennställe nun? Nur noch Mercedes, Ferrari und Renault bleiben als Motorenhersteller übrig. Will ein neuer Autobauer trotz Corona-Auswirkungen das teure Abenteuer Formel 1 wagen? Oder kehrt Red Bull zu Renault zurück? Man kennt sich, schätzt sich aber mittlerweile nicht mehr. Horner will sich die „erforderliche Zeit“ nehmen, um einen neuen Motor zu finden.

Honda will dem Motorsport verbunden bleiben. Die vollelektrische Formel E könnte ein Ziel sein. So bleibt von den Japanern die Erinnerung an die glorreichen 1980er und 90er, als man mit McLaren 44 Grand-Prix-Siege und acht WM-Titel feierte. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2020)

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