Umwelt

Wirtschaft gegen Plastikpfand

Mit einem Pfandsystem auf Plastikflaschen will Ministerin Gewessler Plastikmüll reduzieren.
Mit einem Pfandsystem auf Plastikflaschen will Ministerin Gewessler Plastikmüll reduzieren. imago images/Sven Simon
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Mit einem Pfandsystem auf Plastikflaschen will Ministerin Gewessler Plastikmüll reduzieren. Nicht nur die WKÖ legt sich quer.

Wien. Ein neues Pfand für Einwegverpackungen und einen verpflichtenden Anteil an Mehrwegflaschen im Einzelhandel - damit will Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) den Plastikmüll eindämmen. Die heimische Entsorgungsbranche ortet im Pfand allerdings eine klare Themenverfehlung, der Handel lehnt die Vorschläge überhaupt ab. Am Wochenende brachte sich nun auch die Wirtschaftskammer in Stellung: „Die Wirtschaft wird einem kostenintensiven Einwegpfandsystem definitiv nicht zustimmen“, kündigte WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf an.

Es komme gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht infrage, die Suche nach Lösungen aus ideologischen Gründen auf einen einzelnen Ansatz einzuschränken, kritisierte man seitens der WKÖ. Statt ein „teures Pfandsystem“ zu etablieren, sei es sinnvoller, das bestehende Sammel- und Recycling-Angebot zu adaptieren. „Dabei werden Betriebe, Haushalte und der Außer-Haus-Konsum eingebunden, und es wird vermieden, dass Wertstoffe als Müll entsorgt werden.“

Auch die Industriellenvereinigung (IV) äußerte sich zu den Plänen der Ministerin: Die Industrie werde heuer über acht Milliarden Euro, der Handel etwa zweieinhalb Milliarden Euro verlieren. Angesichts der bisher nicht gekannten Belastung der Unternehmen und der Arbeitsplätze müssten Umweltziele klug und überlegt erreicht werden, so die IV.

Drei Bundesländer erfüllen Quote

Laut EU-Vorschriften müssen Getränkeflaschen aus Kunststoff bis zum Jahr 2025 zu zumindest zu 77 und bis 2029 zu zumindest 90 Prozent getrennt gesammelt und recycelt werden. In Österreich werden pro Jahr 1,6 Milliarden Kunststoffflaschen in Umlauf gebracht. In Vorarlberg, Tirol sowie im Burgenland werden die verbindlichen EU-Sammelquoten für Kunststoff-Getränkeflaschen schon jetzt erfüllt, in den anderen Bundesländern – außer in Wien – ist man nahe dran. Trotz aller Kritik hielt Gewessler zuletzt an ihrem Vorhaben fest. Bis Jahresende soll ein Einwegpfandmodell stehen. (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.10.2020)

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