DDR-Autor Günter de Bruyn gestorben

Manche seiner Werke waren auch Lehrstücke über das Leben in der Diktatur, mit der sich viele arrangierten - wohl auch er selbst.

Der Schriftsteller Günter de Bruyn ist im Alter von 93 Jahren gestorben. Er war ein literarischer Zeitzeuge deutscher Geschichte und Schicksale, die er in vielen seiner Bücher festgehalten hat. Auch wenn de Bruyn meist eher im publizistischen Schatten von DDR-Autoren wie Christa Wolf, Stefan Heym oder auch Hermann Kant stand (aber wie Kant war de Bruyn auch im Vorstand des DDR-Schriftstellerverbandes), so hat er längst seinen Platz in der deutsch-deutschen Literaturgeschichte inne.

Von seinem Romanerstling über die Jugend in den ersten Nachkriegsjahren, "Der Hohlweg“ (1963) distanzierte er sich später. 1968 erschien der ironische Roman "Buridans Esel“, in dem sich ein wehleidiger Bibliothekar nicht zwischen zwei Frauen entscheiden kann. Die Geschichte wurde unter dem Titel "Glück im Hinterhaus" nach einem Drehbuch von Ulrich Plenzdorf verfilmt.

Der Roman "Neue Herrlichkeit" von 1984 erregte vor allem im Westen Aufsehen, Kritiker sprachen von einem "Sittengemälde aus der sozialistischen Provinz" (Rheinischer Merkur). Seit 1981 hatte de Bruyn mit Gerhard Wolf in der DDR die Reihe "Märkischer Dichtergarten" herausgegeben.

Manche seiner Werke waren auch Lehrstücke über das Leben in der Diktatur, mit der sich viele arrangierten, wohl auch de Bruyn - bei aller stillen Aufmüpfigkeit und Widerborstigkeit bis hin zur Brandmarkung der Zensur in der DDR auf dem Schriftstellerkongress 1987. Man musste als Schriftsteller in der DDR auch "zu Kreuze kriechen", wie er einmal meinte, für de Bruyn alleine Grund genug, "die DDR zum Teufel zu wünschen", auch weil er in seiner Arbeit oft zu brav geblieben sei, wie er einräumte. Immerhin: 1989 lehnte er den DDR-Nationalpreis ab. 

(red./dpa)

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