Museumsführer

Fit für Kunst, Kultur und Wissenschaft

Wissensvermittler müssen auch jüngeren Museumsbesuchern altersadäquat begegnen können.
Wissensvermittler müssen auch jüngeren Museumsbesuchern altersadäquat begegnen können.Christine Tschavoll/Technisches Museum Wien
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Auch wenn es keine dezidierte Ausbildung gibt, werden an Kulturvermittler hohe Anforderungen gestellt. Was man mitbringen sollte: Infos aus fünf Museen.

Pädagoge, Sprachprofi, Menschenkenner – das sind nur einige Begriffe, die den idealen „Kulturvermittler“ in österreichischen Museen beschreiben. Eine bestimmte Grundausbildung ist oft keine Voraussetzung, wenn auch vorteilhaft. Insgesamt gleicht bei den Anforderungen kein Museum dem anderen.

„Weil es in Österreich keine einschlägige universitäre Ausbildung gibt, ist die Ausbildung zur Kulturvermittlung oft in der Pädagogik verankert“, sagt Franziska Mühlbacher, Leiterin der Kulturvermittlung des Technischen Museums Wien. Auch Andreas Hantschk von der Abteilung Ausstellung und Bildung des Naturhistorischen Museums Wien sowie Ines Groß-Weikhart, Leiterin Kunstvermittlung und Tourismus der Albertina, betonen die wichtige Rolle von Pädagogik im Umgang mit Besuchern.

Oft auch ohne Studium

Ein abgeschlossenes Studium ist nicht immer erforderlich. Eine der Ausnahmen ist die Wiener Secession. Hier sollten Mitarbeiter ein „Grundwissen und Grundverständnis an zeitgenössischer Kunst mitbringen“, erklärt Pressesprecherin Karin Jaschke. Das erfordere einen Studienabschluss in einem Fach wie Kunstgeschichte, Bildende Kunst oder Literaturwissenschaft. Auch das Naturhistorische Museum verlangt ein Bakkalaureat „zum Beispiel in Biologie, Erdwissenschaften, Archäologie, Anthropologie“, sagt Hantschk. Anders ist es bei der Albertina, wo eine kunsthistorische Ausbildung laut Groß-Weikhart zwar von Vorteil, aber nicht erforderlich sei. Sie legt Wert auf Soft Skills: „Viel wichtiger als Zeugnisse sind Erfahrungen, Freude am Arbeiten mit unterschiedlichen Kundengruppen sowie persönliche Begeisterung und Interesse für Kunst.“ Dazu kommen Flexibilität, Kommunikationsstärke, Fremdsprachenkenntnisse, selbstständiges Arbeiten, Stressresistenz, Durchsetzungsvermögen, Dialogfähigkeit, nahezu perfekte Deutschkenntnisse – und körperliche Fitness. Schließlich sei es ein stehender Beruf, sagt die Expertin. Keine kurze Liste. Diese wird von den anderen Museen weitestgehend geteilt. Groß-Weikhart betont, dass ein vielfältiges Team eine große Bereicherung sei, da es unterschiedliche Herangehensweisen ermögliche.

Ausbildung „on the Job“

Was passiert, wenn man als Kunstvermittler angestellt wurde? Das variiert: Die Ausbildung der Secession ist praktisch orientiert und beinhaltet „Einführungen durch die Kuratoren, Kataloge und Texte zu den Künstlern und Gespräche mit den ausstellenden Künstlern selbst“, erzählt Jaschke. Das Erlernen der Führungen obliege den Kulturvermittlern selbst. Jaschke: „Je nach Publikum und Interessenlage (Touristen, Schülergruppen, Studierende, Fachpublikum, Anm.) wählen sie den für die Vermittlung geeigneten Ansatz und das geeignete Format.“ Auch das Technische Museum legt Wert auf Praxis, hier passiert die Ausbildung „on the Job“, wie Mühlbacher darlegt. Das dauere etwa ein bis eineinhalb Jahre und bestehe aus Modulen, die Inhalt, Praxis und Reflexion abdecken. Die Schönbrunn Group, zu der unter anderem Schloss Schönbrunn, Sisi-Museum, Möbelmuseum und Schloss Hof gehören, hat ein Guide-Programm für die Ausbildung entwickelt. Dieses wird vom sogenannten Echocast-System mitbestimmt, einem von der EU anerkannten Standard zur Qualifizierung von Museumsmitarbeitern. Petra Reiner, Pressesprecherin bei der Schönbrunn Group: „Die Grundausbildung besteht aus einem Echocast-Basistraining, das sich aus den Themenschwerpunkten Einführung des Mitarbeiters in seinen Einsatzbereich und in das Unternehmen, Sicherheit, Brandschutz, Erste Hilfe und Einführung in das Besucherservice zusammensetzt.“ Dann erfolgt die Guide-Prüfung und danach eine weitere Ausbildungsreihe: Wie führe ich Gruppen? Beziehungsaufbau zwischen Vermittlern und Gruppe, zuhörerorientierte und anschauliche Sprache, Gestaltung der Führung. Außerdem werden laufend Fachvorträge von internen Restauratoren, Kuratoren und Kulturhistorikern angeboten. Darüber hinaus seien wegen des internationalen Publikums Fremdsprachen wichtig, hierfür bietet die Schönbrunn Group Sprachkurse an. Zum Thema Sprechen: Auch auf Deutsch ist Rhetorik und Aussprache bei allen Museen Priorität, so gibt es bei der Albertina Einzelcoachings im Bereich Sprechtraining und Rhetorik.

Spiel und Spaß für Kinder

Nicht alle Museumsbesucher sind erwachsen. Daher haben Museen Ausbildungen entwickelt, die auf Führungen für Kinder ausgelegt sind. „Je jünger die Besucher, desto ,spielorientierter‘ und interaktiver sind die Programme. Wir bieten Atelier-Workshops für unter 19-Jährige an“, sagt Groß-Weikhart von der Albertina. Auch Schönbrunn legt Wert auf die „Aktivierung junger Menschen“ und hat eine Ausbildungsreihe mit dem Ziel, dass Mitarbeiter den kleinen Besuchern altersadäquat entgegenkommen und auf ihre Bedürfnisse eingehen können, so Reiner.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.10.2020)

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