Kunstuniversitäten

Diplom-Ausstellung: Hinaus aus den heiligen Hallen

Christine Ebenthal
  • Drucken

Die Akademie macht aus ihrer Raumnot eine Tugend und zeigt die Diplom-Ausstellung 2020 im Stephanushaus, einem ehemaligen Priester- und Gästehaus und zukünftigen Hotel.

Sie ist der krönende Abschluss des Studienjahrs und ein Fixpunkt im Kalender von Künstlern und Studierenden, Sammlern, Galeristen, Ausstellungskuratoren, Kunstkritikern und anderen Kunstprofis: die Präsentation der Abschluss- und Di­­plom­arbeiten an den Kunstuniversitäten. Dabei treffen verschiedene Interessen aufeinander: Die einen wollen sich und ihre Kunst zeigen, die anderen künstlerischen Nachwuchs scouten, sei es für die eigene Sammlung, fürs Galerieprogramm oder für kommende Ausstellungsprojekte. Und viele wollen sich einfach nur informieren.

»Der Wunsch, die Kunst weiterhin real zu zeigen, hat immer bestanden.«


Während die Diplomausstellung der Akademie der bildenden Künste Wien üblicherweise in der letzten Juni-Woche stattfindet, ist in diesem Jahr alles anders. Nicht nur hat sich die Sanierung des Hauptgebäudes am Schillerplatz etwas verzögert. Auch der Juni-Termin ist der Pandemie zum Opfer gefallen. Eine Präsentation im Herbst ist zwar nicht irregulär, allerdings stehen aufgrund des laufenden Betriebes im Ausweichquartier Augasse 2–6 in der ehemaligen Wirtschaftsuni eigentlich keine Räume zur Verfügung. „Es ist immer noch Sommersemester, aber wir sind in der Nachfrist“, sagt Ingeborg Erhart, Vizerektorin für Kunst und Lehre. Diese Nachfrist bringt noch einen weiteren Umstand mit sich: Eine überdurchschnittlich große Anzahl ausstellungswilliger Absolventen und Absolventinnen. „Weil sich viele Termine nach hinten verschoben haben, gibt es in diesem Jahr viel mehr Diplomierende“, erklärt Ingeborg Erhart.
Ausstellen im Nachsommer. Die Möglichkeit, sich im zentral gelegenen Stephanushaus mit einer Pop-up-Ausstellung zu präsentieren, bevor das ehemalige Priester- und Gästehaus mit dem Sechziger-Jahre-Flair in ein Caritashotel umgebaut wird, kam daher wie gerufen. Ein zweiter Schauplatz ist die „Spezialschule für Bildhauerei“ als Außenstelle in der Kurzbauergasse. Das Format Ausstellung stand dabei zu keinem Zeitpunkt in Frage. „Es bestand an der Akademie immer der große Wunsch, mit den Abschlussarbeiten nicht in den digitalen Raum auszuweichen, sondern die Kunst weiterhin real zu zeigen. Sowohl das Rektorat als auch der Ausstellungsbereich waren der Meinung, dass ein schnelles Switchen des Präsentationsmodus nicht ideal ist“, sagt Stephanie Damianitsch. Sie ist nicht nur Kuratorin der Abschlussausstellung, sondern an der Akademie generell für den Ausstellungsbereich verantwortlich, sowohl auf der praktischen als auch theoretischen Ebene.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.