Kunstlicht

Warum lieben wir das Denkmal nur so?

KHM-Verband
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Man könnte mit Corona-Denkmälern zumindest warten, bis die Seuche besiegt ist. Bei dieser Flut an Monumenten bekommt man Platzangst.

So fragil, dass man den Atem davor anhalten möchte. Man sieht dem smaragdgrün schimmernden Federwunderwerk dieses einzig erhaltenen altmexikanischen Federkopfschmucks in seiner erdbebensicheren Vitrine im Weltmuseum die Brüchigkeit an, versteht sofort, dass dieses nur 800 Gramm leichte, ein halbes Jahrtausend Geschichte schwere Monument der zerstörten Aztekenkultur keine Erschütterung, schon gar keine Reise unbeschadet überstehen würde. Was sogar mexikanische Forscher 2012 feststellen mussten, hielt Mexikos Präsidenten am Montag aber nicht von einem Tweet ab, in dem er auf einer Leihgabe, nicht einmal Rückgabe bestand. Ebenfalls ein, immerhin temporäres, Denkmal billiger Kulturpropaganda.

Diese überschwemmt den öffentlichen Raum derzeit massiv. Eine schräge Form der paradoxen Intervention? Denn je mehr das kritische Bewusstsein der Öffentlichkeit historischen Denkmälern gegenüber – zu Recht – wächst, desto mehr Denkmäler werden plötzlich in Auftrag gegeben. Das Wort Platzangst bekommt bei diesen Aktivitäten eine völlig neue Bedeutung. Wird demnächst noch jeder Freiraum mit fragwürdiger Aussage und Form besetzt sein? Dabei könnten wir wissen, wie problematisch und anachronistisch dieses Medium doch sein kann.
Am elendsten sind Corona-Denkmäler. Wer will so etwas sehen? Und noch dazu, bevor diese Unzeit vorbei ist? Die Pestsäulen wurden schließlich auch erst als Dank nach dem Ende der Seuche aufgestellt. Sie dienten während des Lockdown übrigens vielen als Ventil. Vor der Pestsäule am Graben etwa fanden sich Kerzen, Blumen. Warum nicht diese barocken Fingerzeige aus der Vergangenheit auch als solche nutzen?

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