In der Lagune von Grado: Kleine Inselchen, Wasserstraßen und Casoni, die Fischerhütten.
Grados maritimes Hinterland

Draußen in der Lagune und auf Witichis' winziger Insel

Die Lagune von Grado ist nicht nur für viele Wasservögel ein ideales Rückzugsgebiet. Auf einer der kleinen Inseln mit ihren Fischerhütten residiert eine lokale Berühmtheit, die noch viel prominentere Besucher hat.

Trägt einen ostgotischen Vornamen, ist 80 Jahre alt und hat gern Besucher, die eine Flasche Wein mitbringen: Witige Gaddi.
Trägt einen ostgotischen Vornamen, ist 80 Jahre alt und hat gern Besucher, die eine Flasche Wein mitbringen: Witige Gaddi. Georg Weindl

Sie ist die „Insel der Berühmtheiten“. Solche Orte stellt man sich gemeinhin anders vor. Aber diese Insel ist winzig und unscheinbar, mit hohen Bäumen und Sträuchern zugewachsen, hat keinen offiziellen Namen und sieht den vielen anderen kleinen Inseln in der Lagune von Grado zum Verwechseln ähnlich. Trotzdem kennt sie unter den Einheimischen jeder. Es ist die Insel von Viti, und der ist in und rund um Grado eine lokale Berühmtheit, auch wenn mit dem Titel nicht er gemeint war.

Diese Inseln mit den alten Fischerhütten, den Casoni, zählen zu den wichtigsten Attraktionen der Lagune. Früher waren die aus Holz und Schilf gebauten Hütten Zufluchtsorte für die Fischer, wenn Sturm aufzog. Heute sind sie eine Art Ferienunterkunft für Einheimische. Ein Teil gehört der Gemeinde von Grado, ein Teil ist Privatbesitz. Unlängst wurde eine der größeren Inseln samt Casone für stolze 3,5 Millionen Euro verkauft.Normalerweise wechseln diese Inseln nicht ihren Besitzer. Viti, der offiziell Witige Gaddi heißt, hat sein Casone schon seit 60 Jahren. „Mein Name stammt von einem ostgotischen König“, verrät er, Witichis, einem Gefolgsmann Theoderich des Großen. Früher hat Viti hier auch übernachtet, mittlerweile, mit 80, schläft er in Grado, fährt aber jeden Tag mit seinem alten Motorboot hinaus. Wenn die Fahne mit dem habsburgischen Doppeladler gehisst ist, dann wissen Eingeweihte, dass Viti da ist. Besuchen kann ihn jeder, der etwas zu trinken mitbringt, lautet die ungeschriebene Regel.

Pasolini und Polański waren zu Gast

Davon haben in den vergangenen Jahrzehnten viele Gebrauch gemacht, darunter Fürst Rainier von Monaco, Bo Derek und Richard Gere, Pier Paolo Pasolini, Roman Polański und auch etliche österreichische Promis wie Toni Sailer, der Viti nach Kitzbühel einlud, der ehemalige EU-Kommissar Franz Fischler und Kärntner Politiker. Man muss freilich nicht prominent sein, um Viti auf seiner Insel zu besuchen. Eine Flasche Wein und viel Zeit sollte man aber einplanen und sich damit abfinden, dass das eine oder andere Glas unabhängig von der Uhrzeit geleert wird und zahlreiche Geschichten und Anekdoten erzählt werden. Allerdings sind gute Sprachkenntnisse hilfreich.Viti redet schnell, deutlich gefärbt vom Gradeser Dialekt. Und er kann viel erzählen. Sein Leben lang reiste er um die Welt und besuchte bis ins hohe Alter alle zwei Jahre seine Lieblingsdestination, Patagonien. Das Geld für die langen Reisen verdiente er sich als Matrose und Techniker auf Schiffen. Dies führte ihn 1962 mitten in die Kuba-Krise und 1982 an den Rand des Falkland-Kriegs zwischen Argentinien und Großbritannien.

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