Über Tortelli, die das Träumen lehren: Im Restaurant AO bei Brixen animiert das Essen gar zur Dichtkunst.
Das warme Licht, das viele Zirbenholz, die gedämpften Stimmen und natürlich der gut erhaltene, türkis verflieste Kachelofen im Eck: Sie machen gemeinsam die Atmosphäre der Gaststube im Restaurant AO in den Weinstraßen oberhalb von Brixen aus. Gleichzeitig stimmen moderne Details, seien es die einfachen Betonleuchten, die schmucklosen Wände, das zurückhaltende Gedeck, neugierig, was da wohl aus der Küche kommen mag.
Während man jedenfalls den ersten Gang abwartet, findet man sich beim Stöbern durch den Band von Liebesgedichten, in dem die Menükarte gereicht wurde. Und ja, unter vorgehaltener Hand, hört man sich plötzlich Heinrich Heine rezitieren: „Hast du die Lippen mir wund geküßt, so küsse sie wieder heil, und wenn du bis abends nicht fertig bist, so hat es auch keine Eil’.“ Die Sitznachbarin antwortet indes mit praktischen Anleitungen dazu, wie man eine Flasche von Ölresten befreit, in jeder Diskussion recht behält und wann die richtige Zeit ist, Frühlingsblumen zu setzen, aus „Dr. Ankowitschs Kleinem Universal-Handbuch“, das bis dato ihre Menükarte beherbergt hat.