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„Vienna Blood“: Der Wiener Sherlock Holmes mit der Melone

Inspektor Oskar Rheinhardt (Juergen Maurer) sucht in „Königin der Nacht“ einen Serienmörder.
Inspektor Oskar Rheinhardt (Juergen Maurer) sucht in „Königin der Nacht“ einen Serienmörder. (c) ORF (Petro Domenigg)
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In der Krimireihe „Vienna Blood“ ermittelt Juergen Maurer als Kommissar im Wien nach 1900. Ein Gespräch über Kriminologie und Psychoanalyse, kreative Mordfälle, Populismus, die „Vorstadtweiber“ und das Burgtheater.

Haarscharf analysiert der angehende Psychiater Max Liebermann den „Herrn Inspektor“ – wie Kommissar Oskar Rheinhardt gern angesprochen werden möchte – schon im ersten Teil von „Vienna Blood“: Dieser sei nervös und gierig, endlich einen Erfolg zu verbuchen. Das passt Rheinhardt gar nicht – weil es stimmt. Zähneknirschend nimmt er Liebermann auf Befehl von oben mit bei seinen Ermittlungen . . . Oskar weiß am Anfang überhaupt nicht, was er mit ihm anfangen soll“, sagt Juergen Maurer über seine Figur: „Dann merkt er, dass diese lustigen Zaubertricks einer neuen Wissenschaft, die sich Psychologie nennt, kriminologisch ziemlich effizient einzusetzen sind.“ Denn Max ist Anhänger Sigmund Freuds, dessen „Traumdeutung“ und „Psychopathologie des Alltagslebens“ noch druckfrisch sind und über den sich die eingesessene Ärzteschaft mokiert: „Hier geht's um Wissenschaft und nicht um Mode.“

Wien, ein „Pulverfass“

„Vienna Blood“ führt den Zuschauer in das Wien nach der Jahrhundertwende. „Hier erkennt man den Wert eines Menschen an seinen Titeln“, stellt Max am Anfang fest. Aber das ist nicht das größte Problem. Bald nennt man ihn „Doktor Jud“, und in Teil zwei will eine „Bruderschaft des Urfeuers“ für die Säuberung der Stadt von „minderwertigen Rassen“ sorgen. Wien sei zur Jahrhundertwende geradezu ein „Pulverfass“ gewesen, sagt Maurer: „Es war eine sehr fruchtbare und intensive Zeit mit dem negativen Beigeschmack von Panikmache und Populismus auf Kosten von Sündenböcken. Aber das erleben wir ja jetzt wieder.“ Die aktuelle politische Lage bereitet ihm Sorgen. Allen voran in den USA, wo kommende Woche gewählt wird. „Man ist genauso fassungslos wie angesichts von Originaldokumenten von Benito Mussolini und Adolf Hitler: Wie haben die Leute so jemanden wählen können? Wie hat irgendjemand ,Heil Hitler‘ schreien können, so wie der Kasper sich da vorne geriert hat? Und jetzt haben wir genau dasselbe.“

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