Polstermöbel

Gepolsterte "Soft Facts"

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Manchmal zählen bei Möbeln eben die "Soft Facts". Vor allem, wenn es gepolsterte sind.

Ein Einzelgänger ist nie allein. So ganz für sich wollen ja selbst Möbel-Solitäre selten sein. Das Einzelgängertum ist nur Attitüde. Sonst bleiben sie ja Freisteller in Design-Magazinen. Ins Ganze wollen sie sich integrieren. Und das gelingt, wenn ihre Extratouren dann doch ziemlich klassisch geraten: "Vanity Fair" wurde erstmals als "Modello 904" im Jahr 1930 produziert, von Poltrona Frau.

Poltrona Frau. Eine Ikone wird aktualisiert: "Vanity Fair".
Poltrona Frau. Eine Ikone wird aktualisiert: "Vanity Fair". beigestellt

Zeit hatte der gepolsterte Sessel mit Armlehnen, das Fauteuil also, somit genug, um sich als Ikone zu etablieren. Roberto Lazzeroni hat sie nun ein bisschen aktualisiert als "Vanity Fair XC". Was bei der Ikonifizierung hilft: sich auch mit formalen Extravaganzen zurückzuhalten. Darauf setzt auch "Getlucky", entworfen von Patricia Urquiola beim Sitzen. Ein recht junger Aspirant auf den Klassiker-Status. Sitzfläche und Rückenlehne zelebrieren die geometrische Ausgewogenheit.

Moroso. "Getlucky" reduziert die Geometrien.
Moroso. "Getlucky" reduziert die Geometrien. beigestellt

Schlicht schlägt kompliziert. Rund schmiegt sich eben besser an: Das hat schon allein anatomische Gründe. Aber trotzdem muss das Organische nicht ins Schnörkelhafte ausufern: Bo Concept, ein dänisches Unternehmen, hält sich da lieber an die minimalistischen Linien. Wie auch beim Sofamodell "Modena".

Bo Concept. Sitzkomfort ist eine schlichte Angelegenheit.
Bo Concept. Sitzkomfort ist eine schlichte Angelegenheit. beigestellt

Viel muss man da gar nicht mehr erklären. Auch der italienische Hersteller Minotti schickt Schlichtes ins Rennen um die geschätzte Aufmerksamkeit: "Mattia" steht auch für eine offen gepolsterte Willkommensgeste, die der Designer Rodolfo Dordoni in feinen Linien ausformuliert hat. Dabei orientiert er sich ästhetisch auch an früheren Tagen, an den frühen 1970er-Jahren.

Minotti. Wie eine warme Willkommensgeste breitet "Mattia" seine Lehne aus.
Minotti. Wie eine warme Willkommensgeste breitet "Mattia" seine Lehne aus. beigestellt

Im Dienste der Anatomie. Den Polster, also jenen, den man auch regional Kissen nennt, legt man dorthin, wo man es weich haben will. Die Polsterung der Möbel hingegen, ihre Weichheit, muss man sich auch erst einmal körperlich erschließen. Gut, wenn einem die Möbel dabei entgegen kommen, wortwörtlich sogar. Indem sie ihre Lehnen und Stützen so neigen und so biegen, wie man es gerade gern hätte. Ganz klassisch hat schon das Modell "Mara Lunga" von Vico Magistretti, der in diesem Jahr 100 geworden wäre, dieses Gehabe exerziert.

Cassina. Kopf, Nacken, Rücken: "Mara Lunga" in der Reedition.
Cassina. Kopf, Nacken, Rücken: "Mara Lunga" in der Reedition. beigestellt

Die Rückenlehne wird zur Nackenstütze bei Bedarf. Den Mechanismus der Transformation hat man sich dabei bei einer Fahrradkette abgeschaut. Der Schweizer Hersteller De Sede entwickelte sogar eine Möbelskulptur, die sich gestalterisch vor der Flexiblität des menschlichen Körpers verneigt: "S42" heißt das Modell, auf dem man liegen, sitzen, knotzen kann. Denn so flexibel wie die Anatomie des Menschen ist das Möbel angelegt.

De Sede. Ein richtiges "Transformer"-Möbel: das Modell "S 42".
De Sede. Ein richtiges "Transformer"-Möbel: das Modell "S 42". beigestellt

Die Summe und viele, viele Teile. Mauro Lipparini entwarf für Bonaldo das Sofasystem "Tetra". Es ist wie modulare Sofas eben immer so ganz und komplett, wie man es gerade will. Manche Teile stehen gern für sich allein. Andere suchen Anschluss bei größeren Konglomeraten an weichen Teilen. Bei "Tetra" sind sie rechteckig, fünfeckig oder überhaupt unregelmäßig geformt und lassen sich zu ungewöhnlichen Geometrien im Raum kombinieren.

Bonaldo. "Tetra" bringt ziemlich viele neue Ecken in den Raum.
Bonaldo. "Tetra" bringt ziemlich viele neue Ecken in den Raum. beigestellt

Und diese darf man dann entweder als Wohnkontinent verstehen oder als Insel. "Muud" von Walter Knoll sieht sich dagegen eher als Letzteres. Das österreichische Studio EOOS hat das Sofa designt. Und wie so oft waren auch hierbei Weichheit und Luftigkeit Eigenschaften, die dem Modell mit dem Entwurf eingehaucht werden sollten. Dafür hat man überflüssige Linien und überflüssiges Material vorsichtshalber gleich weggelassen.

Walter Knoll. "Muud" will sich auch auf kleinen Grundrissen etablieren.
Walter Knoll. "Muud" will sich auch auf kleinen Grundrissen etablieren. beigestellt

Kernaufgaben und Randbereiche. Die gepolsterte Landschaft zuhause ist Rückzugszone, von der die harte Realität des Lebens rundherum weich abprallt. Sie ist Komfort-Kerngebiet. Und mit dieser großen Aufgabe steht sie inzwischen auch räumlich gern sehr zentral. Wie auch das Modell "Asolo", das Antonio Citterio für Flexform entworfen hat (siehe rechts). Die Proportionen hat er gewohnt elegant ausbalanciert, damit die Sofa-Topografie visuell dann doch nicht zu wuchtig gerät. Man darf mit Krawatte daraufsitzen. Oder ohne.

Flexform. "Asolo" hält sich ästhetisch alle Seiten offen.
Flexform. "Asolo" hält sich ästhetisch alle Seiten offen.beigestellt

Fällt beides nicht auf das Geheimnis der "informellen Eleganz", die die italienischen Hersteller so gern beschwören. Und auch dass das "Hinten" das neue "Vorne" sein darf, ist längst gelernt, auch von den Konsumenten. Genauso, dass sich an Sitzflächen gern andere Plattformen anschließen, die auch mal andere Dinge aufnehmen als Körperteile. Wie beim Modell "Lambert" von Fendi Casa.

Fendi Casa. Beim Sofamodell "Lambert" kombinieren sich auch verschiedene Materialien.
Fendi Casa. Beim Sofamodell "Lambert" kombinieren sich auch verschiedene Materialien. beigestellt

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