Autoindustrie

BMW bleibt trotz Gewinnplus vorsichtig

BLOOMBERG NEWS
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Der Autobauer BMW konnte im dritten Quartal wie auch andere Autobauer nach dem Coronaschock im Frühjahr wieder Boden gut machen.

BMW blickt trotz eines Absatzrekords und sprudelnder Gewinne im Sommer skeptisch auf die kommenden Wochen und Monate. Angesichts der beschleunigten Ausbreitung des Coronavirus erwartet der Oberklassehersteller unverändert, dass im Gesamtjahr der Konzerngewinn einbricht und sich das Autogeschäft außerhalb Chinas nur knapp in den schwarzen Zahlen hält. "Die Corona-Pandemie ist noch lange nicht überwunden", sagte Vorstandschef Oliver Zipse am Mittwoch zur Quartalsbilanz. "Neue Lockdowns können unsere Geschäftsentwicklung im vierten Quartal sowie den Start 2021 stark beeinträchtigen."

Diese Einschätzung teilte auch NordLB-Analyst Frank Schwope. BMW überzeuge mit einem starken dritten Quartal, müsse aber mit einem unruhigeren Schlussquartal rechnen, erklärte der Branchenexperte. Die BMW-Aktie notierte im Dax gegen den Trend knapp im Minus.

Nach den Corona-bedingten Schließungen von Autohäusern und Produktionsstopps im Frühjahr hatte BMW von Juli bis September weltweit 676.000 Autos ausgeliefert. Das waren 8,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor und so viele Fahrzeuge wie in keinem anderen Quartal zuvor. Weil das von BMW mit dem chinesischen Partner Brilliance betriebene Gemeinschaftsunternehmen maßgeblich dazu beitrug und entsprechend mehr Geld nach München überwies, schoss der Konzerngewinn unter dem Strich um 17 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro in die Höhe.

Beim Umsatz und beim Betriebsgewinn der Autosparte, wo das China-Geschäft nicht einberechnet wird, machte sich hingegen vor allem der Absatzeinbruch in Nordamerika bemerkbar, den BMW mit Zuwächsen in Europa nicht wettmachen konnte. Der Konzernumsatz ging um 1,4 Prozent auf 26,3 Milliarden Euro zurück. Die operative Umsatzrendite im Geschäft mit Autos der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce außerhalb Chinas kletterte im Quartal auf 6,7 Prozent, liegt aber auf Neunmonatssicht mit 0,3 Prozent nur knapp in der Gewinnzone. Im Gesamtjahr erwartet der Autobauer eine Ebit-Marge in der Sparte von maximal drei Prozent.

"Insbesondere die Nachholeffekte des dritten Quartals sind unter den gegebenen Umständen im weiteren Jahresverlauf nicht mehr zu erwarten", sagte Finanzvorstand Nicolas Peter. Der Konzernabsatz werde im Gesamtjahr daher deutlich unter Vorjahr liegen. Im Premiumsegment werde der Absatz um etwas mehr als zehn Prozent schrumpfen.

Um am boomenden Geschäft mit Elektroautos noch stärker teilzuhaben, investieren die Münchener - wie die gesamte Branche - massiv in Technologie und Produktionskapazitäten. Zipse kündigte an, den Grundaufbau der Fahrzeuge vorrangig an die Erfordernisse von Elektroantriebe anpassen zu wollen. Allerdings plant BMW im Gegensatz zu Volkswagen keine separate Plattform für Elektroautos.

Auf das anziehende China-Geschäft stützen sich auch andere Autobauer. Daimler kehrte überraschend schnell in die Erfolgsspur zurück und steigerte den Betriebsgewinn im dritten Quartal massiv. Volkswagen geht dank voller Auftragsbücher und eines hohen Sparpotenzials vorsichtig optimistisch in die letzten Monate des Jahres. Der Elektroauto-Pionier Tesla hatte den fünften Quartalsgewinn in Folge gemeldet. Der Gewinn speiste sich allerdings vor allem aus dem Verkauf von CO2-Guthaben an andere Autobauer, die damit ihre Emissionswerte für das Erreichen der Klimaziele ausgleichen.

(APA/dpa)

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