Ermittlungen

Wiener Terror: Hausdurchsuchungen in Deutschland

ANSCHLAG IN WIEN: PASSANTEN GEDENKEN DEN OPFERN AM TATORT IN DER WIENER INNENSTADT
ANSCHLAG IN WIEN: PASSANTEN GEDENKEN DEN OPFERN AM TATORT IN DER WIENER INNENSTADTAPA/HELMUT FOHRINGER
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In Deutschland wurden Freitagfrüh Hausdurchsuchungen bei vier amtsbekannten Jihadisten vorgenommen. Sie trafen den Wiener Terroristen gemeinsam mit zwei Schweizer Islamisten, die bereits festgenommen wurden, in Wien. Ob sie von dem Anschlag wussten, ist Gegenstand von Ermittlungen.

Die Spuren des Attentäters aus Wien führen in das benachbarte Ausland. Nach zwei Verhaftungen in der Schweiz wurden nach „Spiegel"-Info Freitagfrüh Hausdurchschungen in Deutschland durchgeführt. Mindestens vier amtsbekannte Jihadisten wurden durchleuchtet wie die „Presse“ erfuhr. Sie sollen sich mit dem Attentäter K. F. sowie den beiden Schweizern im Juli 2020 in Wien getroffen haben.

Die Sonne war am Freitag kaum aufgegangen als deutsche Polizisten in voller Montur mindestens drei Wohnungen in Schleswig-Holstein, Osnabrück und Hessen stürmten, um zwei Amtsbekannte unsanft aus dem Bett zu werfen. Ob sie wirklich etwas mit dem Anschlag zu tun hatten, ist Teil der Ermittlungen - Hausdurchsuchung dienen der Beweisführung. Die Bundesstaatsanwaltschaft in Karlsruhe hat dazu die Maßnahmen zu diesem Zweck angeordnet.

Fakt ist: Sie standen mit dem Wiener Attentäter K. F. in Kontakt, zumindest zwei Jihadisten aus Osnabrück trafen ihn in Wien im Juli 2020 - also zu jener Zeit, als der Terrorist F. in der Slowakei versuchte, Munition zu kaufen. F. war mit einem Freund mit dem Auto dessen Mutter dorthin gereist. Sein Freund sitzt derzeit in der Justizanstalt Wien-Josefstadt, wurde 48 Stunden lang von der Polizei verhört. Nach „Presse"-Informationen war er aber eher wortkarg und machte keine Angaben dazu, was sie in der Slowakei wollten. Die gewünschte Munition für das AK 47 Sturmgewehr bekamen sie übrigens nicht. Wegen fehlender Lizenz händigte der Käufer diese nicht aus, und meldete den Versuch an die Polizei. Die verständigten die Behörden in Österreich, was nun nachträglich zu politischen Diskussionen führt, ob der österreichische Verfassungsschutz rechtzeitig einschritt.

Ob er mit den beiden Deutschen oder den beiden Schweizern über seine Pläne gesprochen hat, das soll nun ermittelt werden. Die in Winterthur bereits verhafteten amtsbekannten Islamisten werden derzeit ebenso verhört, wie seine deutschen Kontakte.

Das Netzwerk des Terroristen

Laut „Spiegel“ handelt sich bei dem in Schleswig-Holstein Durchsuchten aus dem Kreis Pinneberg um den von deutschen Behörden als Gefährder eingestuften 22-jährigen W. Bis vor wenigen Wochen soll er mit seiner Familie in Wien gelebt haben und soll erst vor Kurzem nach Deutschland zurückgezogen sein.

Er ist bereits einschlägig vorbestraft. Vor zwei Jahren verurteilte ihn das Landesgericht Hamburg wegen der Vorbereitung zu einer schweren amtsgefährdenden Gewalttat zu einer Bewährungsstrafe. Zusammen mit fünf weiteren Islamisten hatte er versucht zum IS nach Syrien auszureisen. Laut Urteil wurde die Gruppe jedoch bereits in Bulgarien festgenommen.

Die beiden Männer aus Osnabrück besuchten F. im Sommer in Wien - die österreichischen Behörden hatten das Treffen observiert.

Über den zweiten Verdächtigen ist derzeit noch wenig bekannt - außer, dass die Hausdurchsuchung in Kassel, im Bundesland Hessen stattfand.

Somit sollen die ersten großen Aktionen im engeren Umfeld des Täters weitgehend abgeschlossen sein. In Österreich haben in der Nacht auf Dienstag noch 15 Hausdurchsuchungen stattgefunden, 14 Personen wurden verhaftet. Sie wurden 48 Stunden intensiv von der Polizei befragt - redefreudig waren sie nach „Presse"-Informationen aber nicht besonders. Derzeit sitzen zwölf von ihnen in der Justizanstalt Wien-Josefstadt und warten, ob die U-Haft über sie verhängt wird. Das muss bis Samstagmorgen entschieden werden - es gilt aber als wahrscheinlich. Alle zwölf sind amtsbekannt und in der Islamistenszene gut vernetzt.

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