Comics

Was passieren kann. Immer noch.

Mischung aus Fiktion und Fakten: „Herzl – Eine europäische Geschichte“ (Suhrkamp).
Mischung aus Fiktion und Fakten: „Herzl – Eine europäische Geschichte“ (Suhrkamp).Suhrkamp
  • Drucken

Theodor Herzl aus neuer Sicht, Geschichten vom Überleben: Comics über Antisemitismus und Holocaust.

Eines vorweg: Als Dokumentarist aus Leidenschaft und von Beruf betrachte ich stets mit großer Skepsis jede künstlerische Bemühung, Fakten mit Fiktion zum Amalgam zu vermischen. Nichts ist mir wirklicher als die Wirklichkeit und nichts fantasievoller zugleich, und darum sehe ich kaum je Gewinn darin, Realität mit Erfundenem aufzupeppen, als sei sie für sich nicht interessant genug. Zumal wenn es – wie im gegenständlichen Fall – um Leben und Werk eines Menschen geht, der ohne jede Übertreibung maßgeblichen Einfluss auf die Geschichte dieser Welt genommen hat: Theodor Herzl.

Und doch, wie sich Autor und Historiker Camille de Toledo, assistiert von Zeichner Alexander Pavlenko, dem bedeutsamsten Propagandisten des politischen Zionismus annähert, folgt zwar präzis dem so beharrlich von mir angezweifelten Prinzip, ist jedoch genau deshalb von seltener Überzeugungskraft. Statt eines sind es nämlich zwei Leben, um die der Band „Herzl – Eine europäische Geschichte“ kreist: neben dem des Titelgebers auch das eines erfundenen Ilya Brodsky, den die Pogrome im Zarenreich der 1880er aus dem heimatlichen Schtetl vertreiben. An der Seite seiner älteren Schwester zieht der kleine Ilya gegen Westen, gelangt über Wien schließlich nach London, wo er bis ans Lebensende bleibt, während es seine Schwester weitertreibt, ihr Glück in Amerika zu suchen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.