Machtvakuum

Staatskrise in Peru nach Rücktritt der Regierung

APA/AFP/ERNESTO BENAVIDES
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Das Land steht nach dem Abgang von Übergangspräsident Merino vor unsicheren Zeiten. Der Kongress wählte Francisco Sagasti zum Nachfolger. Peru wankt, seitdem in Brasilien der enorme Sumpf um die halbstaatliche Ölfirma Petrobras trockengelegt wurde.

Es reicht jetzt. Diese Botschaft hat Perus wütende Jugend ihren Regierenden in aller Deutlichkeit mitgeteilt und auf den Straßen verhindert, dass ihr Land nach Jahrzehnten des Wachstums jäh zurückfällt in das Zeitalter der Bananenrepubliken. Am Sonntag war Manuel Merino vor die TV-Kameras getreten, um in etwas mehr als fünf Minuten den Rücktritt von der Präsidentschaft zu erklären. Dieser Schritt – ergriffen nur fünf Tage, nachdem er erstmals mit der rot-weißen Amtsschärpe posiert hatte – war das Ende einer parlamentarischen Geisterbahnfahrt, die das Land in Aufruhr versetzt hatte. Nachdem bei einer Demonstration am Samstagabend zwei junge Männer von der Polizei erschossen wurden, hatten Merinos Minister ihren Rücktritt erklärt. Sonntag machte Merino den gleichen Schritt.

Das peruanische Parlament hat am Montag den Zentrumspolitiker Francisco Sagasti zum neuen Präsidenten des Landes bestimmt. Der 76-jährige ausgebildete Ingenieur soll das Land nun aus der politischen Krise führen.

Die Justiz hat nun Ermittlungen gegen Merino eingeleitet, ebenso gegen den früheren Ministerpräsidenten Ántero Flores-Aráoz und gegen Ex-Innenminister Gastón Rodríguez. Laut Generalstaatsanwältin Zoraida Ávalos wird geprüft, ob die Politiker für Tötungsdelikte, Amtsmissbrauch und Entführung verantwortlich sind.

Haftbefehle und Hausarrest

Peru wankt, seitdem in Brasilien der enorme Sumpf um die halbstaatliche Ölfirma Petrobras trockengelegt wurde. Im Zentrum des Skandals stand der Konzern Odebrecht. Ihr in Brasilien so erfolgreiches Korruptionsmodell hatte Südamerikas größte Baufirma in mindestens zwölf Länder in Lateinamerika und Afrika exportiert. Peru hatte das Pech, dass es Odebrechts erstes ausländisches Operationsfeld war. Seitdem der Konzern zu Anfang des vorigen Jahrzehnts nach Peru kam, floss schmutziges Geld. Und nachdem der Konzern 2017 sein weit verzweigtes Schema offenlegte, begann das große Beben.

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