Sanierung

Klimasünder: Gebäude brauchen neue Kleider

(c) Clemens Fabry
  • Drucken

Drei Viertel aller Gebäude in Österreich wurden vor 1990 errichtet. Mehr als die Hälfte sollte man dem Klima zuliebe sanieren. Eine nachhaltige Renovierung könnte sich auszahlen, auch ohne Förderung.

Mit einem großen Baum in der Hand ging Friedensreich Hundertwasser durch die Straßen von Mailand. Im Rahmen der Triennale 1973 hatte der Wiener Künstler für eine Baummieterdemonstration etwa 15  Bäume in Wohnungen der Via Manzoni eingepflanzt. Die Aktion inspirierte das Vorzeigeprojekt der modernen Gebäudebegrünung, den Hochhauskomplex „Bosco Verticale“. Ins Deutsche übersetzt heißen die begrünten Zwillingstürme im Stadtgebiet von Mailand „Vertikaler Wald“. Der italienische Architekt Stefano Boeri erschuf damit ein Konzept für nachhaltiges Bauen in Städten, das zur Regeneration der Umwelt und der städtischen Biodiversität beiträgt. Auf rund 400  Terrassen wachsen 800 Bäume, 4500 Sträucher und über 15.000 weitere Grünpflanzen und Kräuter. Sie binden jährlich rund 30.000  kg CO2, dienen Vögeln, Bienen und Insekten als Lebensraum und bringen Natur zurück in die Betonwüste. Für die Pflege seilen sich die Gärtner vom Dach ab. Die durchschnittlichen Instandhaltungskosten sollen 63 Euro je m² im Jahr betragen – einschließlich Heizung, Bewässerung, Empfang, Security, Grünanlagenpflege, Fassadenreinigung, CCTV-Anlage und Klimatisierung.

Ein weiteres Vorzeigeprojekt ist das „25 Verde“ des Architekten Luciano Pia. Das fünfstöckige vornehmlich aus Holz bestehende Haus wirkt optisch experimentell und fast schon absurd. Pia brachte 150 Bäume an der Fassade an. Fast 200.000 Liter Kohlendioxid sollen sie pro Stunde aufnehmen können. Schädliche Giftstoffe, die beispielsweise durch Autos in die Luft gelangen, werden von den Bäumen absorbiert. Außerdem regulieren sie auf ganz natürlichem Wege die Zimmertemperatur: Im Sommer sind sie angenehm kühl und im Winter sehr warm. So soll das Klima verbessert werden, innen wie außen. Beide Projekte sind Luxusimmobilien und für die breite Masse nicht erschwinglich. Doch solche Initiativen müssten flächendeckend zur Anwendung kommen, wenn die Europäische Union (EU) ihr Ziel der Klimaneutralität erreichen will. Mit dem „Green Deal“ gibt sich die EU eine Frist bis zum Jahr 2050. Die österreichische Bundesregierung möchte diese Vorgabe bereits bis 2040 erfüllen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.