Nach US-Wahl

"Die gefährlichsten 1:45 Stunden TV in der US-Geschichte"

Trumps langjähriger Anwalt und Vertrauter Rudy Giuliani, stellte weitere Klagen in Aussicht.
Trumps langjähriger Anwalt und Vertrauter Rudy Giuliani, stellte weitere Klagen in Aussicht.(c) Reuters
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Rudy Giuliani, Anwalt von Donald Trump, verbreitet bei einem bizarren Auftritt Verschwörungstheorien zur US-Wahl - und gerät dabei so ins Schwitzen, dass ihm sein Haarfärbemittel über das Gesicht läuft.

Rudy Giuliani war in Rage. Der 76-jährige Privatanwalt des abgewählten US-Präsidenten Donald Trump trat gemeinsam mit anderen Trump-Advokaten in Washington vor die Presse, um noch einmal Verschwörungstheorien zur US-Wahl zu verbreiten. Wobei inzwischen auch ausländische Kommunisten ihre Finger im Spiel gehabt haben sollen, darunter der 2013 verstorbene Hugo Chavez.  Den anwesenden Reportern warf Giuliani "krankhaften Hass" auf Donald Trump vor. Er  kritisierte Medien für ihre "hysterische" Berichterstattung über den Präsidenten und bezichtigte eine Journalistin wiederholt der "Lügen". 

In den sozialen Netzwerken gab es Spott und Häme für den Auftritt, auch weil dem stark schwitzenden Giuliani offenbar Haarfärbemittel seitlich über das Gesicht lief. Fotos des 76-Jährigen mit braunen Streifen auf den Wangen wurden in den Online-Netzwerken schnell zum Hit. Eine Journalistin des konservativen Nachrichtensenders Fox News - der TV-Kanal war einst Trumps Haus- und Hofsender - sprach von einer "farbenfrohen Pressekonferenz" und betonte dann: "So viel von dem, was er gesagt, ist ganz einfach nicht wahr.“ Andere TV-Stationen hatten den bizarren Auftritt erst gar nicht übertragen.

Szenen einer "farbenfrohen Pressekonferenz" (Fox News)
Szenen einer "farbenfrohen Pressekonferenz" (Fox News)(c) REUTERS (JONATHAN ERNST)

Giuliani und die anderen Trump-Anwälte tauchen bei ihren Attacken gegen den Ausgang der verlorenen Präsidentenwahl jedenfalls immer tiefer in Verschwörungstheorien ab. Beweise bleiben sie schuldig. Zuletzt setzte es für die Trump-Seite eine Reihe juristischer Niederlagen. Allein am Donnerstag verlor sie in Verfahren vor Gerichten in den Bundesstaaten Georgia, Pennsylvania und Arizona. In Georgia dürfte am Freitag der Wahlsieg Bidens dort durch die amtliche Bestätigung der Ergebnisse besiegelt werden. Bisher sammelte die Trump-Seite mehr als 30 Schlappen vor Gericht ein, mit einem kleinen Erfolg.

Wichtige Zeugen wollen nicht vor Öffentlichkeit treten

Trumps langjähriger Vertrauter Giuliani stellte weitere Klagen in Aussicht. Neues belastendes Material legt er nicht vor. Man könne den Journalisten angesichts anstehender Verfahren keine Beweise präsentieren, wurde behauptet. Außerdem wollten wichtige Zeugen nicht vor die breite Öffentlichkeit treten. Das hinderte Giuliani freilich nicht daran zu sagen: "Wir können nicht zulassen, dass diese Gauner die Wahl von den Amerikanern stehlen. Sie haben Donald Trump gewählt. Sie haben nicht Joe Biden gewählt."

Giuliani behauptete, er könne beweisen, dass Trump den wichtigen Bundesstaat Pennsylvania in Wirklichkeit nicht verloren, sondern mit einem Vorsprung von 300.000 Stimmen gewonnen habe, und Michigan mit 50.000 Stimmen. Unter anderem seien Stimmzettel mehrfach eingescannt worden. Giulianis Erklärung: "Ich denke, es ist eine logische Schlussfolgerung, dass es einen gemeinsamen Plan gab, der direkt von der Demokratischen Partei und ihrem Kandidaten ausging." Auch dazu gab es keine Beweise. Giuliani war einst selbst Staatsanwalt und später Bürgermeister von New York.

„Massiver Einfluss kommunistischen Geldes"

Anwältin Sydney Powell ging noch weiter: "Womit wir es hier wirklich zu tun haben, ist ein massiver Einfluss kommunistischen Geldes über Venezuela, Kuba und vermutlich China für die Einmischung in unsere Wahl." Sie behauptete auch, der 2013 verstorbene venezolanische Präsident Hugo Chavez habe Hintertüren in die Software einbauen lassen, die bei der Auszählung der Stimmen verwendet wurde. Angeblich sei es dadurch möglich gewesen, dass eine für Biden abgegebene Stimme 1,25 Stimmen wert gewesen sei. Die Software wurde nur beim Einscannen von Stimmzetteln verwendet. Die Wahlbehörden betonen, dass es für jede abgegebene Stimme einen Papierbeleg gebe.

Der von Trump jüngst gefeuerte Christopher Krebs, der als ranghoher Regierungsbeamter für die Absicherung der Wahlen zuständig war, bezeichnete die Pressekonferenz bei Twitter als "die gefährlichsten 1:45 Stunden TV in der Geschichte Amerikas". "Und vermutlich die verrücktesten", fügte er hinzu.

Und Joe Biden nannte Trumps Blockadehaltung "völlig unverantwortlich". Seine Weigerung, das Ergebnis der Wahl vom 3. November anzuerkennen, schade dem Ansehen der Demokratie. Mit Blick auf Trumps Bemühungen, das Wahlergebnis zu untergraben, sagte Biden, dieser komme als der "unverantwortlichste Präsident" Amerikas in die Geschichtsbücher.

(APA/dpa)

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