Interview

Philipp Hildebrand: „Wir unterschätzen heute die Inflationsrisken“

„In den zehn Jahren nach der Finanzkrise haben wir in Europa kumuliert etwa 120 Prozent des BIPs verloren. Also viel mehr als die USA. Schließlich hatten wir dann auch noch die Eurokrise“, sagt Philipp Hildebrand.
„In den zehn Jahren nach der Finanzkrise haben wir in Europa kumuliert etwa 120 Prozent des BIPs verloren. Also viel mehr als die USA. Schließlich hatten wir dann auch noch die Eurokrise“, sagt Philipp Hildebrand.(c) Valerie Voithofer
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Philipp Hildebrand, Vice Chairman von Blackrock, rechnet mit einer Inflation von drei bis vier Prozent. Diese Krise sei ökonomisch nicht so schlimm wie die Finanzkrise.

Die Presse: Nach den Meldungen über baldige Corona-Impfstoffe legten die Aktienmärkte Jubelsprünge hin. Was sagt das über die Stimmung in der Finanzwelt aus?

Philipp Hildebrand: Es zeigt einfach, wie frustriert die Menschen sind. Wir wollen aus dieser Situation ausbrechen, wissen aber, dass dies nicht so einfach ist. Die Reaktion war schon sehr extrem, vor allem auch auf den Anleihenmärkten. Aber es zeigt auch, wie viel Liquidität im System und wie extrem die Geldpolitik ist.



Aber es zeigt doch auch, dass eine rasche Erholung möglich ist, wenn wir das Virus in den Griff bekommen.

Ich denke, wir müssen die alten Geschäftszyklus-Modelle über Bord werfen. Was wir erleben, ist eine Art Naturkatastrophe. Entscheidend wird für die Märkte am Ende der kumulative Verlust an Wirtschaftsleistung sein. In den zehn Jahren nach der Finanzkrise haben wir in Europa kumuliert etwa 120 Prozent des BIPs verloren. Also viel mehr als die USA. Schließlich hatten wir dann auch noch die Eurokrise. Ich gehe immer noch davon aus, dass dieses Mal der kumulative Verlust viel weniger sein wird, nach unseren Rechnungen so um die 30 Prozent.

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