Das Leopold Museum durfte im Auftrag eines anonymen Wiener Mäzenaten-Paares Klimts Entwurf zum extravagantesten Gemälde der Burgtheater-Deckenbilder ersteigern. Inklusive einer vom Taumel ermatteten Bacchantin.
Ach Wien, immer schon eher der dionysischen als der apollinischen, der antiken als der modernen Weltanschauung zugetan, den tragischen Rausch einer höheren Wahrheit im Zweifel vorziehend. Kein Zufall, dass Hermann Nitsch sein Orgien-Mysterien-Theater hier konzipierte. Kein Zufall, dass Nitsch sich in der Tradition von Gustav Klimt sieht und inszeniert (priesterliches Gewand). Kein Zufall, dass vor allem im Frühwerk Klimts die Antike eine wesentliche Rolle spielte und die dementsprechende Ausstattung des Burgtheaters 1886 bis 1888 den Durchbruch für seine „Künstlercompagnie“ bedeutete, die er gemeinsam mit seinem Bruder Ernst und Franz Matsch gebildet hatte. Eine Art Star-Boyband ihrer Zeit – rissen sie sich mit ihren Anfang/Mitte 20 mit dem Burgtheater doch den damals prestigeträchtigsten Malerei-Auftrag des historistischen Wiens unter den Nagel.
Vier dieser zehn Deckengemälde für die beiden Prunkstiegen stammen dabei von Gustav Klimt selbst, „Der Altar des Dionysos“ im Giebelfeld auf der Volksgartenseite ist sicher das extravaganteste von ihnen, beachtet man das extreme Format (zwölf Meter lang, nur gut einen halben Meter breit am Scheitelpunkt des Bogens) und die extreme Nacktheit, man könnte es auch Erotik nennen, in der Endausführung. Den vergleichbar prüderen Entwurf dazu wusste man bislang in der Kunstsammlung der Bank Austria. Im Zuge der Monetisierung wesentlicher Teile dieser Sammlung durch die UniCredit kam das schmale, nur 135 cm lange Ölbild jetzt im Dorotheum – ins Ausland hätte es das Denkmalamt wohl nicht reisen lassen – zur Auktion.