Tourismus

Einbruch der Wintersaison in Vorarlberg

MAURICE SHOUROT
  • Drucken

Der Vorarlberger Tourismus ist stark von ausländischen Gästen abhängig und kämpft heuer ums Überleben. Außerdem ortet der oberste Seilbahn-Vertreter die Gefahr von Sicherheitsproblemen.

Der Vorarlberger Tourismus muss wegen der Corona-Maßnahmen einen massiven Einbruch bei den Buchungen für die gesamte Wintersaison hinnehmen. Laut einer Blitzumfrage der Vorarlberger Wirtschaftskammer rechneten die Hoteliers mit einer voraussichtlichen Bettenauslastung von Dezember 2020 bis April 2021 von durchschnittlich 14 Prozent. Im Vorjahr lag dieser Wert Ende November bei fast 53 Prozent für die gesamte Wintersaison 2019/20.

Die Befragung der Mitglieder wurde allerdings noch vor der Bekanntgabe der neuen Maßnahmen der Bundesregierung durchgeführt (27. November bis 1. Dezember). 144 Vorarlberger Tourismus-Unternehmen nahmen teil, sie schätzten die Geschäftsentwicklung und die Marktchancen in der gesamten Wintersaison zu 31 Prozent als "schlecht" und zu 43 Prozent als "sehr schlecht" ein. Über 75 Prozent sahen starke Auswirkungen durch die "derzeitigen politischen Aussagen in Nachbarländern" auf das Buchungsverhalten, 74 Prozent sahen dadurch Stornierungen verursacht. Darin spiegelt sich die starke Abhängigkeit des Vorarlberger Tourismus von Gästen aus dem Ausland, vor allem aus Deutschland.

90 Prozent Gäste aus dem Ausland

"Angesichts dieser Zahlen wird einem bewusst, dass eine ganze Branche bis Ende April ums nackte Überleben kämpfen muss", so Markus Kegele, Obmann der Sparte Tourismus. Zumindest brächten Umsatzersatz und Fixkostenersatz ab 1. Jänner eine gewisse Planbarkeit. Man müsse aber in der Branche stärker differenzieren, wer wie stark von den Auswirkungen betroffen sei. Die Politik solle sich für das Ende von Reisewarnungen, Grenzbarrieren und Quarantänepflichten einsetzen, forderte Kegele, denn Vorarlberg sei zu über 90 Prozent von ausländischen Gästen abhängig. Man müsse nun das Marketing im Land und die Österreich Werbung auf die Zeit nach Mitte Jänner bis April ausrichten. Für die Sommersaison hofften laut der Umfrage rund 43 Prozent auf eine gute, 6,5 Prozent auf eine sehr gute Geschäftsentwicklung.

Der Großteil der Betriebe war wenig bis nicht zufrieden mit den Unterstützungen des Landes (43 Prozent) und des Bundes (55 Prozent). Während der Umsatzersatz von den meisten Teilnehmern nur wenig als hilfreich gesehen wurde, beurteilten 58 Prozent den Fixkostenersatz als hilfreiches bis sehr hilfreiches Angebot. Es sei unklar, wie es mit der Branche 2021 weitergehe. "Uns als Unternehmern fehlen volks- und betriebswirtschaftliche Perspektiven", so Kegele. Man habe mit hohen Risiken in den Standort Österreich investiert, dafür brauche man wieder Rechtssicherheit und Investitionsschutz. Letzterer müsse nicht nur für global agierende Großkonzerne, sondern auch für heimische Unternehmen gelten. "Schließlich bewältigen wir seit Jahrzehnten eine der höchsten Steuerquoten innerhalb Europas und können unsere Betriebsstätten nicht einfach ins Ausland verlagern", betonte Kegele.

Start ohne Touristen "mittlere Katastrophe"

Auch für den Obmann des Fachverbandes der Österreichischen Seilbahnen in der Wirtschaftskammer, Abg. Franz Hörl, ist die Situation der Branche ungeachtet der in Aussicht gestellten Öffnung der Skigebiete für Einheimische mit 24. Dezember alles andere als eitel Wonne. Vor allem dass die Berggastronomie bzw. Skihütten auch dann nicht aufsperren dürfen, mache eine Öffnung der Seilbahnen aus Sicherheitsüberlegungen "schwieriger", sagte Hörl.

Wie viele Seilbahnen mit 24. Dezember tatsächlich aufsperren und wie viele wegen der Berggastronomie-Problematik geschlossen bleiben könnten, wollte Hörl vorerst nicht abschätzen: "Das ist Kaffeesudleserei". Man werde nun die genaue Verordnung abwarten und bis kommende Woche mit allen Verantwortlichen vor Ort - unter anderem der Bergrettung - beraten. Wenn es keine Möglichkeit gebe - vor allem in höhergelegenen Skigebieten - sich am Berg in einer Hütte "aufzuwärmen", stelle dies ein "hohes Risiko" dar. Bei einer Öffnung der Seilbahnen stelle sich dann schon die Frage der Gemeingefährdung. Es gebe aber generell den "unbedingten Willen", am 24. Dezember zu starten, fasste Hörl die Stimmung unter den Seilbahnbetreibern zusammen.

Ein Drittel der Saison kann man abschreiben

Dass die Touristen noch bis zumindest Mitte Jänner ausbleiben werden, stelle für den Wintertourismus - vor allem in Westösterreich - eine "mittlere Katastrophe" dar, so der Seilbahn-Chef und Zillertaler Hotelier. Schuld sei aber nicht die schwarz-grüne Bundesregierung, sondern ganz einfach die nach wie vor zu hohen Infektionszahlen und die Situation auf den internationalen Märkten aufgrund der Reisewarnungen. "Die Bundesregierung hat sich maximal angestrengt", konstatierte der ÖVP-Politiker und verwies auf die entsprechenden Fördermaßnahmen.

"Ein Drittel" der Wintersaison könne man wertschöpfungsmäßig abschreiben, gab Hörl zu. Er hoffe aber, dass man dann mit Mitte Jänner richtig losstarten und kostendeckend wirtschaften könne - mit Touristen.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.