Leitartikel

Tellerlift-Regierung statt Koalition für die Bildung

Die vielleicht größte Fläche im öffentlichen Diskurs für: Gastronomie und Tourismus. Im Bild ein - vorübergehend - stillgelegter Schlepplift im Tiroler Stubaital.
Die vielleicht größte Fläche im öffentlichen Diskurs für: Gastronomie und Tourismus. Im Bild ein - vorübergehend - stillgelegter Schlepplift im Tiroler Stubaital.(c) Getty Images (Jan Hetfleisch)
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Die Republik diskutiert Hygienekonzepte für Mini-Gondeln. Schulen, Lehre und Unis bleiben Randthema. Kann man so machen. Ist dann eben auch so.

Sollte in ferner Zukunft einmal ein anderes Symbol für die Republik Österreich gesucht werden als der Adler mit den gesprengten Ketten, hier schon einmal ein Vorschlag: der Tellerlift. Er vereint in einem zusammengesetzten Hauptwort nämlich jene beiden Bereiche, die während der zweiten Welle der Pandemie die vielleicht größte Fläche im öffentlichen Diskurs für sich beanspruchen: Gastronomie und Tourismus. Jede Detailregelung für den Besuch von Gaststätten wird breit erörtert, zuletzt diskutierte die Republik scheinbar atemlos sogar die Hygienekonzepte für den Betrieb von Mini-Gondeln.

Ob Schulen offen bleiben, geschlossen werden oder irgendetwas dazwischen machen sollen, wird dagegen selten als Angelegenheit von nationaler Bedeutung, sondern vielmehr als lästiges Problem der Betroffenen dargestellt. Und dann auffällig oft aus der Sicht der Lehrenden und der Eltern beleuchtet. Wie das für die Kinder ist, was sie brauchen, was sie wollen (man könnte sie auch fragen), geht daneben ziemlich unter. Auf die Idee, dass sich die Politik vielleicht einmal direkt an die Kinder und Jugendlichen wendet, ihnen Maßnahmen erklärt und sie zum Mitmachen animiert, ist noch niemand gekommen. Nur ein Tipp: Auch die Mädchen und Buben schauen bei den Pressekonferenzen zu und sind gespannt, wie es für sie nach dem Lockdown weitergeht. Die Universitäten und auch die Lehrberufe fallen im Kontext der Pandemie (und nicht nur dann) gern überhaupt unter den Tisch. Viele Studierende waren in diesem Semester noch kaum auf der Uni.

Um nach dieser Zuspitzung noch die Kurve zu bekommen oder es zumindest zu versuchen: Die Wirtschaft und damit der Wohlstand des Landes fußt zu einem guten Teil auf dem Besuch von Gästen aus aller Welt und ihrer im internationalen Vergleich mehr als konkurrenzfähigen Beherbergung und Bewirtung. Grenzschließungen, Reisewarnungen, erzwungene Schließungen von Hotels und Gastronomiebetrieben sind für die betroffenen Unternehmen eine Katastrophe und für die österreichische Wirtschaft eine existenzielle Bedrohung. Allerdings haben die Vertreter dieser Branchen auch eine mehr als laute Stimme im Land. Nachzuschauen, -zuhören und -zulesen in allen Nachrichten. Es besteht kaum die Gefahr, dass ihre Argumente, Sorgen und Anliegen zu wenig Gehör fänden.

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