Höchste Gefahrenstufe

Über einen Meter Neuschnee: Lawinen, Stromausfälle, schulfrei in Teilen Tirols

APA/STURM UND GEWITTERJAGD TIROL
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Die Lage in den hoch gelegenen Gebieten Osttirols ist angespannt, es herrscht die höchste Warnstufe. Manche Tiroler mussten den Sonntag ohne Strom durchhalten. In Osttirol und im hinteren Ötztal bleiben die Schulen geschlossen.

Sehr große Lawinengefahr mit der höchsten Warnstufe 5 in Osttirol, enorme Neuschneemengen im westlichen Kärnten und Oberkärnten, Niederschlagsmengen teilweise im Rekordbereich - und es schneite auch am Sonntag intensiv weiter. Straßen- und Bahnsperren sowie Murenabgänge taten in den Regionen beider Bundesländer ihr übriges. Doch für Montag wurde Entspannung prognostiziert.

Es ist ein Ereignis, das nur extrem selten vorkommt, doch Sonntagfrüh war es soweit: Der Tiroler Lawinenwarndienst "verhängte" Lawinenwarnstufe 5, also sehr große Gefahr, über Osttirol. Aus hoch gelegenen Einzugsgebieten seien im Tagesverlauf spontane Lawinen zu erwarten, vereinzelt auch extrem große, hieß es. Doch gleichzeitig beruhigte Lawinenwarndienst-Chef Rudi Mair zumindest ein wenig: Aufgrund der relativ warmen Temperaturen und teils viel Regen seien vor allem Nassschneelawinen zu erwarten, keine Staublawinen. Letztere würden größere Schäden anrichten.

Mehrere Lawinenabgänge

Dass die Lawinensituation in Osttirol derzeit sehr angespannt ist, verdeutlichte bereits der Abgang eines Schneebrettes am frühen Samstagabend in Prägraten am Großvenediger. Dabei wurden vier Häuser sowie ein Fahrzeug beschädigt. Personen wurden nicht verletzt. Auch am Sonntag blieb es bei weiteren Schneebrettern vorerst bei einzelnen beschädigten Gebäuden.

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Auch sonst hatten die Einsatzkräfte wegen der enormen Niederschläge im Bundesland an allen Fronten zu kämpfen - in Osttirol und auch in Nordtirol entlang des Alpenhauptkammes vom Brenner bis ins Ötztal: Stromausfälle (am Nachmittag waren es noch rund 2500), vereinzelte Murenabgänge und überflute Keller sowie Bahn- und Straßensperren. Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) sicherte Osttirol finanzielle Unterstützung zu. Bezirkshauptfrau Olga Reisner appellierte an die Bevölkerung, zuhause zu bleiben.

Stromausfälle - Geduld in Osttirol gefragt

In Tirol - und dabei vor allem in Osttirol - waren Sonntagnachmittag noch rund 4000 Haushalte wegen umgestürzter Bäume auf Leitungen in Folge der massiven Niederschläge ohne Strom. Innervillgraten, Außervillgraten sowie das Tauern- und Kalsertal werden dies voraussichtlich leider auch den Rest des Tages bleiben, sagte Tinetz-Sprecher Christian Ammer. Im Lesachtal sei man noch bemüht, die Versorgung wiederherzustellen.

"Wir haben es mit massiven Schneehöhen und riesigen Bäumen zu tun, die auf die Leitungen gestürzt sind", schilderte Ammer die extreme Herausforderung für die zahlreichen Einsatzkräfte. In den betroffenen Regionen, in denen es am Sonntag voraussichtlich keinen Strom mehr geben wird, könne man vorerst weiter nicht zu den Störstellen gelangen - wegen Lawinen- und Straßensperren bzw. der immensen Niederschlagsmengen. Die Bürgermeister in den betroffenen Gemeinden seien bereits informiert worden.

Die massiven Niederschläge in Osttirol haben auch Auswirkungen auf den Schulbetrieb. In allen Schulen werde aufgrund der angespannten Wettersituation am Montag kein Unterricht stattfinden, teilte das Land Tirol mit. Dies gelte auch für das hintere Ötztal, hieß es. Entsprechende Veranlassungen habe die Bildungsdirektion auf Empfehlung der beiden zuständigen Bezirkshauptmannschaften getroffen.

die Brennerbahnstrecke bleibt außerdem sowohl auf Tiroler (zwischen Steinach und Brenner) als auch auf Südtiroler Seite (bei Franzensfeste) voraussichtlich bis Montagmittag unterbrochen, informierte die ÖBB in einer Aussendung am Sonntagnachmittag. Wo immer es die Wetterlage zuließ, wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet, hieß es.

Straßensperren auch in Kärnten

In Kärnten sorgten indes enorme Neuschneemengen im Lesachtal, im Gailtal und im oberen Mölltal für Straßensperren. Durch die in niedrigeren Lagen milderen Temperaturen kamen gleichzeitig einige Hänge ins Rutschen, Muren sorgten für Straßensperren. SPÖ-Landesrat und Katastrophenschutzreferent Daniel Fellner appellierte laut Landespressedienst an die Bevölkerung in allen vom Wetter betroffenen Gebieten, in den Häusern zu bleiben.

Alle Einsatzfahrzeuge der Straßenmeistereien waren im Dauereinsatz, um der Niederschläge Herr zu werden. Fellner bat die Bevölkerung in Oberkärnten, sich an die Anordnungen der Einsatzkräfte zu halten: "Bitte bleiben Sie in ihren Häusern und besteigen sie keinesfalls die schneebedeckten Dächer, um sie freizuschaufeln".

Nach Lawinenabhängen waren einige Straßen gesperrt, auf anderen bestand Schneekettenpflicht. Im Lauf des Nachmittags und gegen Abend ging in Unterkärnten der Schnee vermehrt in Regenschauer über. Für die Nacht rechnete man mit einem Abklingen der Niederschläge, dafür soll es in den Karawankentälern teils stürmischen Wind geben.

Neuschnee-Rekord in Umhausen im Ötztal

Nach erster Datenauswertung lagen die 24-Stunden-Neuschneemengen an einigen ZAMG-Wetterstationen in den betroffenen Gebieten der beiden Bundesländer im Rekordbereich. Eine "Bestmarke" wurde sogar übertroffen. So hat es in Umhausen im Tiroler Ötztal (1030 Meter Seehöhe) von Samstag auf Sonntag rund 80 Zentimeter geschneit, der Rekord für 24 Stunden lag dort bei 45 Zentimeter aus dem Oktober 2013. Gemessen wird hier seit 1956. Am Brenner (1400 Meter) schneite es von Samstag auf Sonntag rund 90 Zentimeter (Rekord: 100 Zentimeter, gemessen im März 1975). In St. Jakob/Defereggen (Osttirol, 1283 Meter) lag am Sonntagvormittag eine Schneedecke von 110 Zentimetern, in Döllach im Oberen Mölltal (Kärnten, 1071 Meter) von 97 Zentimetern und in Sillian (Osttirol, 1081 Meter) von 89 Zentimetern.

Auf den Bergen von Oberkärnten, Osttirol und im Bereich des Tiroler Alpenhauptkamms hat es laut ZAMG von Freitag bis Sonntagfrüh rund 100 bis 150 Zentimeter geschneit, vereinzelt auch etwas mehr. Bis Montag kommen hier nochmals rund 50 bis 100 Zentimeter Neuschnee dazu, so die Prognose. Der Föhnsturm erreichte am Sonntagvormittag auf den Bergen weiterhin mehr als 100 km/h.

(APA)

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