Hochwasser

Warum „Mose“ Venedig nicht schützte

Acqua alta auf dem Markusplatz in Venedig.
Acqua alta auf dem Markusplatz in Venedig.REUTERS
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Die Lagunenstadt steht unter Wasser, auch der Markusdom wurde überflutet. Das erst im Oktober in Betrieb genommene Dammsystem wurde nicht rechtzeitig in Gang gesetzt.

In Venedig ist in der Nacht auf Mittwoch das Dammsystem „Mose“ eingesetzt worden, um die Lagunenstadt vor einem weiteren Ansteigen des Wasserpegelstands zu schützen – allerdings um einen Tag zu spät. Denn unerwartet starker Schirokko-Wind hatte den Pegelstand in der Stadt schon am Dienstag auf 138 Zentimeter getrieben. Das Wasser drang auch in den Markusdom ein. „Wenn das Wasser weiterhin steigt, werden auch die Kapellen im Inneren der Basilika überschwemmt“, warnten die Behörden laut lokalen Medien.

Dass der Hochwasserschutz rund um die Lagune am Dienstag nicht aktiviert wurde und es überhaupt so weit kommen konnte, liegt wohl eher an menschlichem Versagen: Die Gemeinde erklärte, dass das Dammsystem nicht aktiviert worden sei, weil die Wetterexperten am Dienstagvormittag noch mit einer Flutwelle von 130 Zentimeter Höhe gerechnet hatten. Der Pegelstand sei dann aber um acht Zentimeter höher als prognostiziert ausgefallen.

Der Einsatz von Mose muss 48 Stunden im Voraus geplant werden. In den vergangenen Tagen war das Dammsystem zwei Mal eingesetzt worden, damit blieb die Lagunenstadt trocken. „In der Nacht auf Mittwoch sollen die Barrieren aufgestellt werden, um die Lagunenstadt vor einer weiteren Flutwelle zu schützen“, berichtete der Bürgermeister von Venedig, Luigi Brugnaro. Er gab zu, dass das Prozedere für die Aufstellung des Hochwasserschutsystems geändert werden müsse. Man müsse auch bei niedrigerer Flutwelle ein Voralarmsystem einführen, meinte er.

Korruption und Probleme

Das Hochwasser weckt in der Lagunenstadt Erinnerungen an die Nacht des 13. Novembers 2019. Vor 13 Monaten wurde die Stadt von einem Rekordhochwasser heimgesucht, das massive Schäden verursachte. Das Wasser stieg damals auf 187 Zentimeter über dem Meeresspiegel – der höchste Stand seit dem Jahrhunderthochwasser im Jahr 1966, als 194 Zentimeter erreicht wurden. Pläne für ein mobiles Flutschutzsytem für die Lagunenstadt gibt es schon seit Jahrzehnten, gebaut wird seit fast zwei Jahrzehnten. Korruptionsskandale, technische Probleme und Finanzengpässe verzögerten die für 2017 geplante Fertigstellung. Ende 2021 soll das System nun komplett sein. Erstmals zum Einsatz ist Mose diesen Oktober gekommen, es wurde schon zwei Mal aktiviert – und hat in beiden Fälle gehalten.

Die Barrieren befinden sich bei den drei Durchlässen zwischen den Inseln bzw. Halbinseln, die die Lagune vom Meer abtrennen. Sie bestehen aus 78 stählernen Toren auf Betonfundamenten mit einer Gesamtlänge von 1,8 Kilometern. Bei normalem Pegelstand liegen die Elemente mit Wasser gefüllt am Grund. Steigt der Wasserspiegel und das System wird aktiviert, wird Luft in die Barrieren gepresst, sodass sie sich aufrichten und die Lagune absperren.

Wetterwarnstufe Rot

Ganz Italien ist seit Tagen von einer Schlechtwetterfront bedeckt, die Witterung schwankt zwischen starken Schneefällen – ähnlich wie in Osttirol und Kärnten – und Hochwasser. Venetiens Regionalpräsident, Luca Zaia, sprach von Schäden in der nordöstlichen Region in der Höhe von bis zu 500 Mio. Euro. Für die Regionen im Nordosten sowie um Rom gilt die höchste Wetterwarnstufe.

(Ag.)

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