Freihandel

Mercosur kann die Welt besser machen

In den letzten zwölf Monaten rodete Brasilien Regenwald mit einer Fläche so groß wie Jamaica.
In den letzten zwölf Monaten rodete Brasilien Regenwald mit einer Fläche so groß wie Jamaica.Reuters
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Ökonomen brechen eine Lanze für das angeschlagene Handelsabkommen der EU mit Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay. Nicht nur die Wirtschaft der beiden Regionen profitiere, auch die Umwelt stiege besser aus.

Wien. Der Regenwald brennt. Im vergangenen Jahr hat Brasiliens rechtspopulistischer Präsident Jair Bolsonaro so viele Wälder roden lassen wie in den zwölf Jahren zuvor. Urwald mit einer Fläche so groß wie Jamaica ist verschwunden. Mit dem Amazonas stirbt auch die Hoffnung auf das seit zwanzig Jahren verhandelte Assoziierungsabkommen zwischen der EU und den südamerikanischen Mercosur-Staaten (Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay). Seit sich auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel der Überzeugung angeschlossen hat, dass Mercosur erst dann unterschriftsreif ist, wenn sichergestellt ist, dass Brasilien die grüne Lunge der Welt nicht länger verheizt, liegt der Pakt auf Eis.

Aber ist kein Deal mit den Südamerikanern wirklich besser für die Umwelt als das Abkommen, das auf dem Tisch liegt?

Nein sagen die drei Ökonomen Franz Sinabell (Wifo), Julia Grübler und Oliver Reiter (beide vom Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche). Sie haben im Auftrag des Wirtschaftsministeriums errechnet, was das Abkommen, das weit über Freihandel hinaus geht, wirtschaftlich für Österreich und die EU bedeuten würde – aber auch, welche umweltpolitischen Auswirkungen der Pakt haben könnte. Die ökonomischen Vorteile liegen auf der Hand: Europa bekäme als erster Handelspartner freien Zugang zu einem Markt mit 260 Millionen Konsumenten. Österreich hat 2018 Waren im Wert von rund 641 Mio. Euro aus der Region importiert und Produkte um 998 Mio. Euro exportiert. In Europa würden vor allem die Maschinen- und Autobauer profitieren, die derzeit 95 Prozent aller EU-Exporte in die Mercosur-Region ausmachen. In Südamerika wären die Gewinner vor allem unter den Agrarkonzernen zu suchen. In Summe aber brächte der Abbau von Zöllen und anderen Handelshemmnissen eine zusätzliche Wirtschaftsleistung von 27 Euro pro Jahr und Kopf – und zwar gleichermaßen in Südamerika und in der EU.

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