Zeichen gegen Rassismus

Die neue Sensibilität in Amerikas Profisport

Der Indianerkopf "Chief Wahoo" wurde 2016 abgesetzt, nun folgt der Name.
Der Indianerkopf "Chief Wahoo" wurde 2016 abgesetzt, nun folgt der Name.imago images/UPI Photo
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Nach dem Football-Team aus Washington werden auch Clevelands Baseballer den umstrittenen Beinamen „Indians“ ablegen. Die Kritik war nicht neu, doch erst jetzt siegte gesellschaftlicher Wandel über Rassismus – und Marketing.

Cleveland/Wien. Seit 1973 protestierten sie alljährlich vor dem Frühjahrsauftakt der Baseballer in Cleveland: US-Amerikaner, Nachfahren der Ureinwohner oder auch nicht, die den Namen des Lokalteams, „Indians“, als rassistisch kritisierten und für dessen Absetzung plädierten. Seit 1915 trat das Gründungsmitglied der Liga unter diesem Namen an, nach der Saison 2021 ist damit Schluss. „Wir haben beschlossen, das hinter uns zu lassen und den Namen zu ändern“, bestätigte der Klub am Montagabend entsprechende Medienberichte. Die Entscheidung für den neuen Namen sei noch nicht gefallen, er werde aber jedenfalls keinen Bezug zu Ureinwohnern haben, so die Verantwortlichen. Die einjährige Übergangsphase erklärte Teambesitzer Paul Dolan: „Wir wollen es nicht einfach nur machen, sondern brauchen die Zeit, um es richtig zu machen.“

Cleveland folgt damit dem Beispiel der Footballer aus Washington, die im Sommer unter dem öffentlichen Druck sowie dem ihrer Sponsoren dem Zusatz „Redskins“ (Rothäute) abgelegt haben. Während das NFL-Team zwischenzeitlich ohne Beinamen antritt, wollen die Baseballer eine komplette Neuausrichtung vollziehen. Schließlich gilt es, auch Trikotdesign, Merchandise oder Stadionausstattung umzugestalten.

Spinnen statt Tomahawks?

Wechselten amerikanische Sportteams zu Beginn des vorigen Jahrhunderts ihre Namen regelmäßig (allein Cleveland benannte sich dreimal innerhalb der ersten zwölf Jahre um), sind diese längst finanzkräftige Markenzeichen geworden. Und die wechselt man ungern, selbst wenn sie nicht mehr in die Zeit passen. Denn in Cleveland wusste man längst um die Problematik des Namens, und durch die jüngste gesellschaftliche Diskussion im Zuge der Black-Lives-Matter-Bewegung rückte sie wieder in breiten öffentlichen Fokus. Schon in den 1980er-Jahren beriet sich der damalige Teambesitzer mit den Spielern, am Ende setzte sich der Marketingchef durch. Erst 2016 ersetzte ein „C“ den Indianerkopf „Chief Wahoo“ als Logo, komplett gestrichen wurde dieser 2018. Nun wird der Name folgen, auch Schaumstoff-Tomahawks und entsprechende Gesänge will der Klub abschaffen.

Der Präsident des Nationalen Kongresses der Amerikanischen Indianer, Fawn Sharp, sprach von einem „monumentalen Schritt vorwärts in den jahrzehntelangen Bemühungen des indianischen Landes, Amerika darüber aufzuklären, was Respekt für Stammesnationen, -kulturen und -gemeinschaften bedeutet“. Dieser Kampf ist aber noch nicht beendet: Kansas City Chiefs (Football), Chicago Blackhawks (Eishockey), Atlanta Braves oder Texas Rangers (beide Baseball) sind ähnlich belastete Namen.

Wie der scheidende US-Präsident Donald Trump („Keine guten Nachrichten, selbst für Indianer“) werden nicht alle Fans darüber glücklich sein, das haben die jährlichen Gegenproteste im Frühjahr deutlich gemacht. Die Wettbüros jedenfalls kennen schon ihren Favoriten: Spiders. Eine Hommage an ein früheres Cleveland-Team, das mit Louis Sockalexis den ersten Baseball-Star indigener Abstammung hervorbrachte.

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