In vielen Ländern des Arabischen Frühlings herrschen Gewalt und autoritäre Regime. Und der Westen hofiert Machthaber wie Ägyptens Staatschef Sisi.
Brot, Freiheit und Würde. Dafür demonstrierten Zigtausende Menschen von Tunis über Tripolis bis Kairo, Damaskus, Manama und Sanaa. Mochten sich die politischen Ideen der Oppositionellen in den einzelnen Ländern auch unterscheiden, ihre grundsätzlichen Forderungen waren dieselben. Die Menschen wollten das autoritäre Herrschaftskorsett aufbrechen, das ihnen seit vielen Jahren die Luft zum Atmen raubte. Misswirtschaft, Unterdrückung und Entwürdigung durch korrupte Eliten sollten ein Ende finden. Vor zehn Jahren rollte in Tunesien eine Welle des Widerstandes an, die sich schließlich über weite Teile der arabischen Welt ergoss. Es war beeindruckend, als Reporter die Entschlossenheit der jungen Frauen und Männer zu spüren, die sich auf dem Tahrir-Platz in Kairo den Schlägertrupps des Regimes entgegenstellten; ihre nicht zu brechende Zuversicht, sich eine bessere Zukunft erkämpfen zu können – und zu müssen. Doch viele der Träume von mehr Freiheit haben sich nicht erfüllt.
Die Aufstände sorgten für den Sturz einzelner Machthaber, eine echte Revolution in der Region brachten sie aber nicht. In Tunesien funktionierte der Übergang zu einem demokratischen System, in dem Regierungen auch abgewählt werden. In anderen Ländern herrschen aber noch immer – oder schon wieder – autoritäre Regime.
Im Februar 2011 musste Ägyptens Autokrat Hosni Mubarak die Macht abgeben. Heute durchzieht das Land ein System, das laut Menschenrechtsaktivisten noch erdrückender ist als das der letzten Jahre von Mubaraks Herrschaft. Kritiker werden mundtot gemacht, ganz gleich, ob sie Islamisten, Linke oder Liberale sind.