Spannungen

Griechenland: Beamter von türkischem Konsulat wegen Spionageverdacht verhaftet

Ein Sekretär des türkischen Konsulats auf Rhodos sowie eine weitere Person wurden angeblich seit Monaten überwacht. Es soll sich um griechische Bürger der muslimischen Minderheit handeln.

Das zerrüttete Verhältnis zwischen Türken und Griechen wird durch einen neuen Zwischenfall erschüttert: Auf der griechischen Insel Rhodos nahe der türkischen Küste ist am Freitag ein Mitarbeiter des dortigen türkischen Konsulats verhaftet worden. Der Verdacht lautet auf Spionage.

Die Verhaftung erfolgte offenbar, nachdem die Person schon vor einer Woche von der Polizei befragt worden war. Zu ihrer Identität heißt es bisher nur, es handle sich um einen 35-jährigen griechischen Staatsbürger. Auch ein zweiter Grieche, ein Koch auf einem Fährschiff, wurde verhaftet. Er soll von dem Konsulatsbeamten angeheuert worden sein und wurde mittlerweile von der Fährfirma entlassen.

Das türkische Außenministerium protestierte gegen die Verhaftung des Konsulatsmitarbeiters und das Eindringen der Polizei in das Konsulat. Das verstoße gegen das Völkerrecht, insbesondere die Wiener Konsularrechtskonvention. Die betreffende Person sei ein Sekretär des Konsulates, nicht jedoch der Konsul, Mehmet Atıf Şekercioğlu.

Einer der Vorwürfe gegen die Verdächtigen lautet, Bewegungen griechischer Marineeinheiten in der Ägäis ausgekundschaftet zu haben. Griechische Onlinemedien berichten, beide Verhafteten seien Angehörige der moslemischen Minderheit in Griechenland und schon seit Sommer unter Beobachtung gestanden.

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Der Konsulatsmitarbeiter stamme aus dem nordgriechischen Gebiet der Rhodopen, einem gebirgigen Teil Thrakiens, wo besagte moslemische Minderheit lebt. Der Großteil der Rhodopen liegt in Bulgarien, auch in den dortigen Rhodopen lebt eine moslemische Minderheit. Der Konsulatsbeamte habe ein Facebook-Profil betrieben, wo er die Unabhängigkeit der griechischen Rhodopen bzw. West-Thrakiens von Griechenland und/oder deren Anschluss an die Türkei guthieß.

Picasa/Konstantinos Arampatzis

Beide Staaten streiten seit Ewigkeiten über die Grenzziehung in der Ägäis; dieses Jahr flammte zudem ein schwerer Konflikt über die Hoheitsrechte im östlichen Mittelmeer auf, wobei es um Öl- und Gasvorkommen dort geht und auch die Interessen Zyperns tangiert sind, indirekt und im weiteren Sinne auch jene Ägyptens und Israels.

(Reuters/wg)

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