Kinderprojekt

Nachhaltige Orte für Omis und Babyhasen

„Ich bau mir die Welt, wie sie mir gefällt“ – Kinder entpuppten sich in einem Lego-Projekt als nachhaltige Entwickler.
„Ich bau mir die Welt, wie sie mir gefällt“ – Kinder entpuppten sich in einem Lego-Projekt als nachhaltige Entwickler.(c) Lego
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Stardesignerin Dara Huang hat gemeinsam mit Lego ein Projekt ins Leben gerufen, in dem Achtjährige ihre Traumhäuser bauen. Die kreativer, durchdachter und vor allen viel nachhaltiger waren als gedacht.

Eigentlich designt sie Penthouses für die Ultrareichen und richtet die Paläste der jüngeren Generation des saudischen Königshauses ein, die weg vom gülden-barocken Stil ihrer Eltern hin zu einem kosmopolitischen, modernen Luxus will: Dara Huang ist zurzeit eine der angesagtesten Designerinnen, nicht nur in London.

Zu den liebsten Projekten des heurigen Jahres gehört neben ihrer ersten eigenen Möbellinie aber vor allem eines, das so gar nicht luxuriös, und noch viel weniger edel-zurückhaltend, ist wie ihre sonstigen Entwürfe: Gemeinsam mit dem Spielwarenhersteller Lego hat die 38-Jährige, die einen Harvard-Abschluss in Architektur hat, eine Initiative gestartet, in der Achtjährige Gelegenheit hatten, sich als Architekten ihrer ganz persönlichen Traumhäuser zu betätigen. Die dann aus Lego gebaut und per Photoshop in „echte“ Straßenzüge eingebaut wurden.

► Nachhaltige Traumhäuser. Das Projekt war nicht nur für die Kinder einer öffentlichen Schule mitten in London bereichernd, sondern vor allem auch für die darin involvierten Eltern und Pädagogen. „Wenn man Erwachsenen eine Lego-Schachtel in die Hand drückt, schauen die meisten, wo die Bedienungsanleitung ist“, verdeutlicht Huang. „Kinder fangen einfach an zu bauen – und genau diese kreative Energie ist ungemein inspirierend.“ Wobei der Nachwuchs keinesfalls Luftschlösser ohne Konzept baute, ganz im Gegenteil, wie Huang, die selbst Mutter eines Vierjährigen ist, berichtet. „Es war faszinierend zu sehen, dass für ausnahmslos alle Kinder das Thema Nachhaltigkeit das wichtigste war“, erzählt sie.

So fanden sich bei allen Projekten Solaranlagen, Windräder oder Ladestationen; und egal ob Wohnung oder Bürogebäude: ohne Freiraum gab es gar nichts. „Es war unglaublich zu sehen, wie durchdacht die Entwürfe dieser Kinder, die aus allen sozialen Schichten und Ethnien stammen, waren“, zeigt sich Huang nachhaltig beeindruckt.

► Orte für Omis und Hasen. Die Kids bezogen auch komplexe Zusammenhänge, wie etwa die sozialen Probleme der Pandemie, mit ein. „Ein Kind hat einen ,Garten mit einem Café für Großmütter und Babyhasen mit Ladestationen fürs Scooter‘ gestaltet“, erinnert sie sich an ein besonders sorgfältiges Konzept, das in der Pandemie einen Treffpunkt für die Älteren schaffen wollte, die ihre Enkel nicht sehen konnten.

Wobei natürlich auch hedonistischere Wünsche nicht zu kurz kamen: Eines der Kinder wünschte sich einen Pool, der mit Schokolade gefüllt ist; andere hätten lieber Rutschen statt Stiegen. Womit sie gar nicht so weit von der Realität mancher kreativen Köpfe entfernt liegen, wie Huang verrät: „Ich habe einmal ein Projekt mit Miuccia Prada gemacht, und sie hat wirklich eine Rutsche, die von ihrem Büro zu ihrem Parkplatz geht.“ Überhaupt würden Kreative Kinder häufig besonders gut verstehen und von der Energie aus deren ungebremster Begeisterung schöpfen, beschreibt sie, wie anregend das Projekt für die minder- wie volljährigen Teilnehmer war. „Für mich persönlich war es einer der schönsten Momente, als zwei kleine Mädchen zu mir kamen und mir erzählten, dass sie beschlossen hätten, auch Architektinnen zu werden, wenn sie groß sind“, erinnert sich Huang. Denn das Besondere an Kindern sei, dass sie eben nichts beschönigen und nicht schmeicheln wollen, was die Lego-Botschafterin am eigenen Leib bei diesem Projekt erleben musste.

► Daheim noch Luft nach oben. „Entzückend war, dass sich plötzlich Eltern von den Mitschülern meines Sohnes bei mir gemeldet haben und gesagt haben: ,Wie interessant, wir haben gehört, Sie arbeiten bei Lego‘“, lacht die Stardesignerin in Erinnerung daran, welche ihrer Tätigkeiten ihr Sohn offenbar für die berichtenswerteste gehalten hat. Allerdings scheint es für den jungen Mann durchaus noch Luft nach oben zu geben, was die Auftraggeber seiner Mutter angeht: „Als das Team von Lego dann bei mir im Büro zu Gast war und Tonnen von Steinen herumlagen, habe ich meinen Sohn auch dazu geholt. Und er fand das alles schon ganz cool. Aber dann hat er verkündet, dass es eigentlich schade sei, dass ich nicht bei ,Paw Patrol‘ arbeite.“ (SMA)

Information

Die US-amerikanische Designerin Dara Huang hat 2013 in London ihr Label Design Haus Liberty gegründet, das Interior-Designs für Penthouses und Paläste kreiert. Seit zwei Jahren ist sie auch Markenbotschafterin für Lego und engagiert sich besonders für die „Demokratisierung von Design“ durch leistbare Projekte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.12.2020)

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