Engelschöre und Hirtenmelodien, sie harmonieren ja doch miteinander.
Klassik

Besinnliche Musik: Ein Ton kann erlösen

Die tröstliche Komponente, die besinnliche Musik für die Hörer bereithält, klingt nicht nur in Weihnachtskantaten an. Sensible Geister wie Thomas Mann erlauschen sie sogar in den kleinsten Nuancen mancher klassischer Meisterwerke.

Es hat immer auch etwas mit dem Nachhausekommen zu tun, mit einer Heimkehr, dem Sichvergraben ins Uruntergründige. Tristan singt davon, wenn er in flagranti ertappt Isolde zur letzten Fahrt ins „Wunderreich der Nacht“ bittet. Ins „dunkel nächt'ge Land, daraus die Mutter mich entsandt“.

Dorthin schaukeln sie uns ja zurück, wenn sie uns in den Schlaf singen. Mit der Kraft, der unausweichlichen Sogwirkung der Wiegenlieder. Aber nicht allen ist gegeben, den Zauber zu üben. Wir hören das Jahr für Jahr am Beginn der Kantate Nr. 2 von Bachs „Weihnachtsoratorium“. Da singen die Engel ihren „süßen Gesang“. Aber die Hirten, die es ihnen mit ihren Schalmeien und Dudelsäcken gleichtun wollen, scheitern kläglich. Die Szene ist von entzückender Plastizität: Hier der himmlisch ruhevolle Streicherklang, da die täppischen Bläserakkorde. Immer wieder setzen die Engel an, aber die Hirten bringen nichts Feinsinniges zustande.

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