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Wie hält es die Linke mit der Gewalt?

(c) Getty Images (David Fenton)
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Ein Klimaaktivist ruft zum Terror auf, eine Philosophin ersinnt eine „Kampfethik“ gegen politische Unterdrückung - und Judith Butler hält noch radikaler dagegen: Wie Linke mit dem Gewaltthema ringen.

Nicht nur der Titel hat es in sich: „Wie man eine Pipeline in die Luft jagt“ heißt das im Herbst auf Deutsch erschienene Buch des 43-jährigen Schweden Andreas Malm. Der an der Universität Lund arbeitende Humanökologe erklärt darin zwar nicht, wie man Pipelines sabotiert, aber warum man das seiner Meinung nach dringend tun müsse.
Die Zeit, so Malm, sei gekommen, um im Kampf gegen die Klimakatastrophe zu Gewalt zu greifen. Malm, der einen Öko-Leninismus propagiert, findet es erstaunlich, dass es noch keine Terrorakte für den Klimaschutz gegeben habe – und will mit seinem Buch pazifistische Klimaaktivisten bekehren.
Mit dem „moralischen Pazifismus“, wie er es nennt (Gewalt sei an sich verwerflich), hält Malm sich nicht lang auf – er tut ihn mit dem Verweis auf das anerkannte Recht auf Notwehr als absurd ab. Mehr Mühe verwendet er auf den „strategischen Pazifismus“, der mit dem Erfolg früherer friedlicher Protestbewegungen – Abolitionisten, Suffragetten, Bürgerrechtsbewegung etc. – argumentiert.

Bei Ghandi muss Andreas Malm tricksen

Ein Teil des Erfolgs dieser Bewegungen sei auch von gewalttätigen Elementen oder Gewaltdrohungen gekommen, meint Malm. Sichtlich schwer tut er sich in seiner Kritik an „strategischen Pazifisten“ bei Gandhi. Mit Verweis auf dessen umstrittene Weltsicht versucht er ihn als Vorbild zu diskreditieren. Die Effizienz von Gandhis gewaltlosem Widerstand berührt das freilich nicht.
Zerstörung von Eigentum sieht Malm wohl als Form von Gewalt, hält sie aber für legitim, ja für Pflicht gegen Praktiken, die schwere, irreversible Schäden hervorrufen könnten, wenn friedliche Proteste davor gescheitert seien – wie seiner Meinung nach in der Klimafrage. Er plädiert daher für die „Kunst der kontrollierten politische Gewalt“ – und gibt im gleichen Atemzug zu, dass sich „Beschränkungen“ der Gewalt – etwa zum Schutz von Menschenleben – „nicht garantieren“ lassen. Für ihn ist es in erster Linie die öffentliche Meinung, die derzeit gegen terroristische Aktionen spricht: Diese könnten das moralische Kapital der Klimabewegung „mit einem Schlag zunichte“ machen.

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