Plagiatsverdacht gegen Schaumburg-Lippe

Mario-Max Schaumburg-Lippe
Mario-Max Schaumburg-LippeAPA (GEORG HOCHMUTH)
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Dem Medien-Prinz Mario-Max Schaumburg-Lippe wird vorgeworfen, seine Dissertation systematisch abgeschrieben zu haben. Es gäbe "Plagiatsstellen von der allerersten bis zur allerletzten Zeile".

Plagiatsverdacht gegen Mario-Max Schaumburg-Lippe wegen dessen Dissertation: Die Universität Innsbruck hat ein behördliches Verfahren eingeleitet, bestätigte man am Mittwoch. Dafür würden Gutachten eingeholt. Ausgangspunkt der Erhebungen dürfte ein der APA vorliegendes Gutachten des österreichischen Medienwissenschafters Stefan Weber sein.

Weber hat im Auftrag einer Anwaltskanzlei die Buchfassung der Dissertation von Mario Wagner - so der bürgerliche Name von Schaumburg-Lippe - mit dem Titel "Kann der Papst die Krise beenden?" überprüft. Sein Urteil: Die Plagiatsstellen würden sich "von der allerersten bis zur allerletzten Zeile Fließtext" ziehen.

Wer kann die Krise beenden?

Schaumburg-Lippe hat laut Weber 2003 an der Uni Innsbruck in Rechtswissenschaften zum Thema "Die Sozialphilosophie von Joseph Kardinal Höffner" dissertiert, das darauf basierende Buch ist 2009 im "Lulu Verlag Deutschland" unter dem Titel "Kann der Papst die Krise beenden?" erschienen. Betreuer der Dissertation war laut Weber der Jurist Theo Mayer-Maly.

Gutachten ist vernichtend

Weber hat den Auftrag zur Überprüfung der Dissertation von einer deutsch-österreichischen Anwaltskanzlei erhalten. Nach Angaben des Medienwissenschafters ist die Doktorarbeit "wortident" mit den mittlerweile zwei Ausgaben des Buches. Er hat die Buchfassung der Dissertation mit Hilfe der Suchmaschine "Google" auf mögliche Übereinstimmungen mit Texten aus dem Internet untersucht. Sein Urteil in dem Gutachten fällt vernichtend aus.

Von der allerersten bis zur allerletzten Zeile

Der Verfasser habe aus mehreren Enzykliken des Papstes, von Joseph Höffner selbst sowie Sozialwissenschaftern bzw. -ethiker plagiiert. "Auffällig ist, dass sich die Plagiatsstellen - im Umfang von einem Einzelsatz bis zu eineinhalb Seiten Fließtext am Stück - durch die gesamte Arbeit ziehen, von der Kurzfassung am Textanfang bis zum Schlusskapitel, und sogar im wahrsten Sinne des Wortes von der allerersten bis zur allerletzten Zeile Fließtext." Dies lasse den Schluss zu, "dass der Autor 'methodisch' vorgegangen ist", so Weber, der auf 74 Buchseiten 37 plagiatorische Einzelübernahmen identifiziert hat.

Aberkennung des Doktortitels

Weber hält "hochschulrechtliche Konsequenzen" für "unvermeidlich", wie er im Gutachten schreibt, das er der Uni Innsbruck im April 2010 übermittelt hat und die ihm im Mai versichert habe, dass sie die Vorwürfe gewissenhaft prüfen werde. "Der Fall ist klar, das muss zu einer Aberkennung des Doktortitels führen, alles andere wären sizilianische Verhältnisse", sagte der Medienwissenschafter gegenüber der APA.

Schaumburg-Lippe war vorerst für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

(APA)

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