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Jens Weißflog: Der „Floh vom Fichtelberg“

Schanzen-Ikone Jens Weißflog.
Schanzen-Ikone Jens Weißflog.(c) Hendrik Schmidt / picturedesk.com
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1996 feierte die Schanzen-Ikone ihren letzten Tourneesieg. 2021 muss er als Hotelier bestehen.

Oberwiesenthal. Als Jens Weißflog am Dreikönigstag seinen Nachfolger bei der Vierschanzentournee im Fernsehen beobachtete, tat es der ehemalige Elite-Springer mit Hingabe, aber auch Demut. In Gedanken springt der 56-Jährige bei jedem mit, kaum einer besaß so ein Flug- und Sprunggefühl wie der ehemalige DDR-Star. Sein vierter Tourneesieg jährte sich zum 25. Mal – ein Vierteljahrhundert später sind die Impressionen so frisch wie gestern.

Seine Duelle mit dem 2019 verstorbenen Matti Nykänen waren legendär. Unvergessen sind Weißflogs 33 Weltcupsiege (davon 15 ab 1990 im V-Stil), die vier Tournee-Triumphe (1984, 1985, 1991, 1996) sowie jeweils drei WM- und Olympiasiege (Sarajewo 1984, Lillehammer 1994; zwei Stile). Nur er, Espen Bredesen, Thomas Morgenstern, Nykänen und Kamil Stoch haben WM, Olympiagold, Gesamtweltcup und Tournee gewonnen.

Das menschenleere Erzgebirge

„Es wird schwer, dass noch einmal jemand vier Mal die Tournee gewinnt“, sagt Weißflog. „Es gibt keine alleinigen Dominatoren mehr.“ Ob Granerud, Stoch, Kubacki – alles seien Topspringer, aber Vergleiche dürfe man nicht bemühen mit seiner Zeit. Anderes Material, Regeln, andere Gewichte. Selbst die Präparation der Schanzen sei doch längst eine Wissenschaft.

Wie andere auch versuchte er sich nach der Karriere (Juli 1996) als TV-Experte. Doch in seinem Herzen war der „Floh vom Fichtelberg“ immer Gastronom und Hotelier. Corona machte auch ihm einen Strich durch die Rechnung, das Geschäft in Oberwiesenthal ist seit 2. November 2020 geschlossen. Ohne Kredit gehe es nicht weiter, sagt die Schanzen-Ikone der DPA. Die Situation im Erzgebirge sei „unwirklich“, menschenleer. Jammern wolle er nicht. Es gehe doch immer weiter. Bei ihm, auf der Schanze, der Tournee.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.01.2021)

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