Vorstoß

Gesetzliche Frauenquote in deutschen Vorständen

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Symbolbild.(c) APA/AFP/JOHANNES EISELE
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Im Führungsgremium großer börsenotierter Konzerne mit mehr als drei Mitgliedern muss mindestens eine Frau mitwirken.

Berlin. Die deutsche Regierung will für mehr Frauen in den Chefetagen großer Unternehmen sorgen. Das Kabinett beschloss am Mittwoch einen Gesetzesentwurf, nach dem in Vorständen börsenotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen mit mehr als drei Mitgliedern mindestens eine Frau sitzen muss.

Für Unternehmen mit einer Mehrheitsbeteiligung des deutschen Bundes gibt es noch strengere Regeln: Hier soll generell bereits bei mehr als zwei Mitgliedern in der Geschäftsführung mindestens eine Frau sein. Außerdem müssen Firmen künftig speziell begründen, wenn sie für den Vorstand, die beiden obersten Führungsebenen unterhalb des Vorstands und den Aufsichtsrat ohne Frauen planen. Die Sanktionen bei Verletzung der Berichtspflichten sollen schärfer werden.

„Mindestbeteiligungsgebot“

Dieses Mindestbeteiligungsgebot sei keine Vorstandsquote im eigentlichen Sinne, da kein bestimmter Frauenanteil vorgeschrieben werde, heißt es laut Reuters in dem der Nachrichtenagentur laut Eigenangaben vorliegenden Gesetzesentwurf. Die angestrebte gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an Führungspositionen könne nur erreicht werden, wenn überhaupt Frauen im Vorstand vertreten seien.

Bei den 105 börsenotierten und zugleich paritätisch mitbestimmten Unternehmen in Deutschland sei der Frauenanteil in den Vorständen bis November 2020 auf 11,5 Prozent gestiegen, heißt es in dem Gesetzesentwurf. Für die Aufsichtsräte dieser Unternehmen gilt bereits eine Frauenquote von mindestens 30 Prozent, die 2017 erreicht wurde und die zuletzt bei 35,2 Prozent lag. Für Vorstandsebenen müssen bisher dagegen nur Zielvorgaben festgelegt werden.

Fast 70 Prozent der Unternehmen, die dazu verpflichtet sind, hätten sich aber keine oder null Frauen im Vorstand als Zielgröße gesetzt, heißt es im Gesetzesentwurf. Daher müssen Unternehmen, die nicht unter die neue Frauenquote für Vorstände fallen, die Zielgröße null künftig begründen.

Einer Studie zufolge hat fast die Hälfte der börsenotierten deutschen Unternehmen (44 Prozent), für deren Vorstände die Frauenquote künftig gelten soll, derzeit keine Managerin in dem Führungsgremium. Der Auswertung der Organisation Fidar (Frauen in die Aufsichtsräte) zufolge wären 73 Konzerne betroffen, bei 32 von ihnen sitzt bisher keine weibliche Führungskraft in der Topetage. Für Aufsichtsräte gibt es bereits eine Frauenquote: Ab einer bestimmten Größe – in der Regel ab 2000 Beschäftigten – sollen 30 Prozent der Aufsichtsratsplätze mit Frauen besetzt werden. In Österreich sind nur 14 von insgesamt 191 Vorstandsmitgliedern börsenotierter Unternehmen Frauen. Das ging aus einer EY-Studie mit Stichtag 1. August 2020 hervor. Prozentuell bedeutet das einen Rückgang auf 7,3 Prozent. Denn während der Anteil der Chefinnen gleich geblieben ist, gab es unter den Männern neun Neuzugänge.

Österreich hinkt hinterher

Nach wie vor ist in 45 von 58 heimischen börsenotierten Unternehmen keine Frau im Vorstand vertreten. Immerhin drei der 14 Frauen in Vorstandsetagen leiten ein Unternehmen: Herta Stockbauer (BKS-Bank), Karin Trimmel (Kräuterlikörhersteller Gurktaler) und Elisabeth Stadler (Vienna Insurance Group). (red./ag)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.01.2021)

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