Mit einem Geophon lässt sich „in die Erde hineinhören“. Die Trucks dahinter erzeugen Vibrationen.
Energie

Der Wiener Weg zur Wärmewende

Ein interdisziplinäres Forschungsteam arbeitet daran, die Erde unter Wien besser zu verstehen. Das Ziel: die Erdwärme zu nutzen und Geothermie von einem Nebenprodukt der Wellness-Industrie zu einer klimafreundlichen Quelle der Wärmeversorgung zu machen.

Das Wasser plätschert. Man sitzt im Warmen, rundherum ist es eiskalt. Aus Lautsprechern dringt sanfte Musik und wen es freut, der schwimmt eine Runde mit Blick auf die verschneite Landschaft. So oder so ähnlich erleben wohl viele einen Thermenbesuch im Winter – und vermissen ihn aktuell im Lockdown. Doch die wohltuende Wärme aus dem Untergrund taugt für weit mehr. „Geothermie wurde lang als Nebenprodukt der Wellness-Industrie gesehen“, erläutert Gregor Götzl von der Geologischen Bundesanstalt in Wien. Tatsächlich lässt sich damit aber auch Strom erzeugen wie im steirischen Bad Blumau oder eine Region mit Wärme versorgen. Letzteres praktiziert etwa die oberösterreichische Therme Geinberg. Doch auch die Stadt Wien soll künftig stärker von der umweltfreundlichen Energiequelle profitieren – und das im ganz großen Stil.

Die geologische Lage sei günstig, mit einem der größten Fernwärmenetze Europas erreiche man zudem die Abnehmer gut, sagt Peter Keglovic, Projektleiter bei Wien Energie. Er koordiniert das Geologie-Großprojekt „GeoTief Wien“ und sorgt für einen engen Austausch von zehn Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft. Neben der Geologischen Bundesanstalt arbeiten Forschungsteams der Unis Wien, Salzburg und Leoben, des Austrian Institute of Technology (AIT) und der ZAMG mit, außerdem mehrere kleine Unternehmen sowie die beiden großen Erdölfirmen Österreichs, RAG und OMV. Hier ruhe ein großer Erfahrungsschatz, die Verfahren, nach heißem Wasser zu suchen, seien nämlich die gleichen wie die, mit denen man Öl und Gas findet, erklärt Keglovic, der selbst Petroleum Engineering an der Montanuniversität Leoben studiert hat.

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