Brexit

Musikstars werfen britischer Regierung Versagen bei Visaregeln vor

FILE PHOTO: UK premiere of ´Yesterday´ in London
FILE PHOTO: UK premiere of ´Yesterday´ in London(c) REUTERS (HENRY NICHOLLS)
  • Drucken

Die Kosten für Arbeitserlaubnisse, Visa und andere bürokratische Regeln machten Tourneen unrentabel, kritisieren britische Künstler. Darunter Elton John, Ed Sheeran und Sting.

Tourneen, Gastauftritte und Festival-Teilnahmen sind für britische Künstler nach dem Brexit erheblich schwieriger geworden. Um sich länger in der EU aufzuhalten und dort zu arbeiten, sind für Briten nun spezielle Erlaubnisse notwendig und umgekehrt. Das gilt auch für das musikalische Equipment und bedeutet insgesamt bürokratischen und finanziellen Aufwand. Mehr als 100 Musik-Stars werfen der britischen Regierung in einem in der "Times" veröffentlichten Brief Versagen vor. Unterzeichnet wurde der Brief unter anderem von Elton John, Ed Sheeran, Sting, Queen-Gitarrist Brian May, Oasis-Sänger Liam Gallagher, Dirigent Simon Rattle, Komponistin Judith Weir, die Sex Pistols und The-Who-Mitgründer Roger Daltrey.

Es klaffe eine riesige Lücke anstelle der versprochenen Bewegungsfreiheit, kritisieren sie. Die Kosten für Arbeitserlaubnisse, Visa und andere bürokratische Regeln machten Tourneen unrentabel - besonders für junge Musiker, die aufgrund der Corona-Pandemie ohnehin Schwierigkeiten hätten. "Dieses Verhandlungsversagen wird viele Künstler in den Abgrund stürzen", heißt es in dem Schreiben. Die Regierung müsse sich für Reisefreiheit einsetzen.

Eine Online-Petition hat bisher mehr als 260.000 Unterschriften gesammelt. Darin fordern britische Musikerinnen und Musiker wie Laura Marling, Dua Lipa und die Band Biffy Clyro eine "freie kulturelle Arbeitserlaubnis", die Tourneen in EU-Ländern ermöglicht.

Wer ist für Situation verantwortlich?

Großbritannien und die EU machen sich gegenseitig für die Situation verantwortlich. Die britische Regierung betonte, dass sie zu weiteren Verhandlungen bereit sei. Kultur-Staatssekretärin Caroline Dinenage sagte, die EU habe einen Vorschlag abgelehnt. Anders als von einigen Medien berichtet, habe die Staatengemeinschaft ihrerseits kein Angebot über bis zu 90 Tage Visafreiheit vorgelegt, sagte Dinenage der Nachrichtenagentur PA zufolge.

Die Musikbranche mit rund 200.000 Jobs ist ein wichtiger Industriezweig in Großbritannien, der Milliarden zur Wirtschaftsleistung beiträgt. Der Musiktourismus ist eine wichtige Einnahmequelle.

Auftritt in Großbritannien würde Band mehr als 2000 Euro kosten

Umgekehrt wird auch die Möglichkeit für Musiker aus der EU, in Großbritannien aufzutreten, erheblich erschwert. Das Handelsabkommen, das Großbritannien mit der EU vereinbart hat, erlaubt EU-Bürgern zwar einen visumfreien Arbeitsaufenthalt von bis zu sechs Monaten im Vereinigten Königreich. Sie dürfen allerdings nicht als Selbstständige arbeiten, auch nicht kostenlos, und keine Dinge verkaufen wie etwa Merchandise. Hinzu kommen Hunderte Pfund für die Krankenversicherung.

"Es würde 1800 Pfund (2023 Euro) Visagebühren kosten, um eine sechsköpfige Band zum Parklife-Festival zu bringen", sagte der Mitgründer des Festivals in Manchester, Sacha Lord, Anfang Jänner einem Parlamentsausschuss in London. Für kleinere Bands, die wenig Gage bekommen, zahlt sich ein Auftritt damit schlicht nicht aus.

(APA/dpa/Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.