Komödie

"State of the Union": Der Weg zur Eheberatung führt über das Pub

Louise (Rosamunde Pike) und Tom (Chris O’Dowd) streiten über ihre Ehe – und den Brexit.
Louise (Rosamunde Pike) und Tom (Chris O’Dowd) streiten über ihre Ehe – und den Brexit.SundanceTV/Marc Hom
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Nick Hornbys Komödie „State of the Union“ erzählt vergnüglich vom Zustand einer Ehe – und Großbritanniens.

Woche für Woche treffen Tom und Louise (hervorragend: Rosamunde Pike und Chris O'Dowd) einander im Pub. Nicht, um gemeinsam eine kurze Auszeit von den Kindern zu genießen, sondern um sich für den Besuch bei ihrer Eheberaterin vorzubereiten. Da wird gestritten und sich versöhnt, kommen Dinge ans Tageslicht, während andere nicht einmal andiskutiert werden können. Bei Bier und Weißwein philosophieren die beiden über ihr Leben, ihre Ehe, über Bob Dylan und Politik. Und sie lästern mit Begeisterung über das andere Paar, das immer vor ihnen bei der Therapeutin dran ist. „Es ist eine Frau?“, fragt Tom vor der ersten Sitzung hysterisch, als ob er es nicht schon gewusst hätte. „Oh Mann, ich werde geschlachtet!“ – er befürchtet, dass Louise wohl einen „Blankoscheck“ bekommen wird. Denn auch wenn sie ihn betrogen hat, die Therapeutin werde sicher ihm die Schuld dafür geben . . .

In zehn vergnüglichen kurzen Episoden erzählt die mit drei Emmys ausgezeichnete BBC-Serie „State of the Union“, was dann passiert. Zur Therapiesitzung selbst kommt der Zuschauer nicht mit. Aber er darf die Vorbereitungstreffen belauschen, die sehr aufschlussreich sind. Tom etwa vergleicht ihre Ehe, in der schon länger sexuelle Flaute herrscht, mit einem Marathon. „Unsere Beziehung ist wie Usain Bolt, der eine Sehnenzerrung hat – wir haben pausiert.“ Aber das allein ist es nicht. Flaute herrscht auch in anderen Lebensbereichen. Nur Tom will es sich nicht eingestehen: „Es ist ja nicht so, dass unsere Beziehung erledigt wäre“, redet er es schön, „ich meine, wir haben zwei Kinder . . . Kreuzworträtsel . . . und ,Game of Thrones‘ – wenn es denn läuft.“

Das Ja zum Brexit, ein „Stinkefinger“

Eigentlich könnte Louise so gut wie immer sagen, was sie nur einmal erwähnt: „Ich habe mir dieses Gespräch anders vorgestellt.“ Ihren Mann übrigens auch, denn die beiden finden heraus, dass sie vieles nicht übereinander wussten – und geraten einander wegen des Brexit in die Haare: „Was? Du hast für den Brexit gestimmt?“, ist Louise entsetzt. „Ich wollte vor allem deine Freunde ärgern“, mault Tom. „Ich habe ihnen den Stinkefinger gezeigt“, sagt er – und offenbart damit unfreiwillig seinen Charakter.

Nick Hornby, von dem unter anderem auch „About a Boy“, „High Fidelity“ und „Juliet, Naked“ verfilmt worden sind, hat das Drehbuch geschrieben – nach seinem Roman „Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst. Eine Ehe in zehn Sitzungen“. Mit Leichtigkeit und freundlicher Ironie blickt der englische Kultautor auf seine Figuren und ihre neurotischen Beziehungen. „State of the Union“ ist das Sittenbild einer Ehe – und der britischen Gesellschaft. „Im Grunde genommen ist das hier wie beim Brexit“, sagt Tom einmal. „Wir könnten zwei Jahre reden, bevor wir uns auf die Streitpunkte einigen.“

„State of the Union“ läuft in Spielfilmlänge im Ersten (31. 1., 23.35 Uhr), danach als Serie in der ARD-Mediathek.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2021)

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