Lungenerkrankung

Künstliche Intelligenz soll COPD-Patienten mit richtiger Behandlung helfen

Ein internationales Forschungsteam arbeitet an einer Software, mit der Behandlungsmöglichkeiten passgenau auf den Patienten zugeschnitten werden sollen.

Welche Behandlung für Patienten mit COPD (Chronisch obstruktive Lungenerkrankung) die beste Option darstellt, ist mitunter schwer zu bewerten. Im Rahmen eines internationalen Forschungsprojekts wird daran gearbeitet mittels Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI) auf individueller Basis die vielversprechendste Therapie auszuwählen. Das könnte künftig Mediziner bei Behandlungsentscheidungen unterstützen, heißt es am Montag in einer Aussendung des Wissenschaftsfonds FWF.

Eine Forschungsgruppe um den Computerbiologen Dieter Maier arbeitet vom FWF ko-finanziert daran, mittels Methoden des Maschinenlernens das Wissen einer auf Lungenrehabilitation spezialisierten Klinik auf breiterer Basis verfügbar zu machen. "Medizinisch gesehen ist die Raucherlunge eine Erkrankung, die auf inhalierte Giftstoffe und kleinste Partikel zurückgeht. Rauchen ist in unseren Breiten die Hauptursache dafür, aber es kann auch andere Auslöser geben", so Maier, der bei Firma Biomax mit Hauptsitz in München tätig ist.

Warum entwickeln nur rund 20 Prozent der Raucher COPD?

Neben der Frage, welche die entscheidenden Faktoren dafür sind, dass lediglich rund 20 Prozent der Raucher das Krankheitsbild entwickeln, geht es den Experten darum herauszufinden, welche Therapieform welchen Patientengruppen am besten Linderung verschaffen kann. Wie etwa auch bei verschiedenen Krebserkrankungen schlage nämlich nicht jede Behandlung bei allen Betroffenen gleich gut an. Man spricht in dem Zusammenhang von personalisierter Medizin. Auch, ob sich die Effekte von COPD quasi isoliert auf die Lunge beziehen, oder etwa auch das Herz und andere Organe bzw. Depressionen oder andere psychische Leiden auftreten, spiele eine Rolle.

Dementsprechend viele Therapieansätze gibt es. Das Wissen über deren möglichst idealen Einsatz sei oft eine Frage der ärztlichen Erfahrung und nicht allen Medizinern oder Gesundheitseinrichtungen gleichermaßen zugänglich. Laut dem Forschungsteam könne hier KI Abhilfe schaffen.

Sozusagen "trainiert" wurde das Computersystem anhand von Daten über Patienten und Behandlungen der "CIRO-Klinik" in den Niederlanden, auf die das Biomax-Tochterunternehmen Viscovery zugreifen kann. "Wir haben diese Daten mit maschinellem Lernen analysiert, um zu sehen, ob wir Gruppen von Personen identifizieren können, die eventuell besonders von bestimmten Behandlungsmethoden profitieren. Das ist gelungen und wurde auch publiziert", so Maier.

KI soll Handlungsempfehlung liefern

Dieser Ansatz wird nun auf breitere Beine gestellt, in dem Informationen aus einer von der Universität Marburg (Deutschland) durchgeführten klinischen Studie namens "COSYCONET" ("Kompetenznetz Asthma und COPD") mit mehr als 2700 Personen integriert werden. Die Patienten-Gruppen, auf die die ersten Daten aus den Niederlanden hingewiesen hatten, zeigten sich demnach auch in der Analyse der weiteren Daten.

Münden sollen die bisherigen Grundlagenarbeiten, an denen u.a. auch die Technisch-Naturwissenschaftliche Uni Trondheim (Norwegen) beteiligt ist, schlussendlich in eine Software, für die man in der Folge eine Zulassung als Medizinprodukt anstrebt. Derartige Tools könnten vielleicht einmal treffsichere Vorschläge liefern als das heute mitunter Experten schaffen, so Maier: "Die menschliche Zuwendung ist in der Medizin sehr wichtig. Was wir erreichen wollen ist, Ärztinnen und Ärzte mit einer wissenschaftlich fundierten Handlungsempfehlung zu unterstützen."

>>> Publikation des Forschungsverbundes

(APA)

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