Die Militärs vertreiben Aung San Suu Kyi und ihre Partei von der Macht. Mögliche Massenproteste lösen die Sorge aus, dass es zu gewaltsamen Zusammenstößen kommen könnte. Der Westen droht erneut mit Sanktionen.
Die Soldaten kamen mitten in der Nacht – und putschten sich im Schutz der Dunkelheit an die Macht. Im Streit um das Ergebnis der Parlamentswahl vom November haben die Streitkräfte in Burma (Myanmar) am Montag die De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi sowie Vertreter der Regierungspartei und Kabinettsmitglieder festnehmen lassen. Kurz darauf verkündeten die Generäle einen einjährigen Ausnahmezustand unter der Herrschaft von Armeechef Min Aung Hlaing. 2022 will die Armee Wahlen zulassen.
Ein Jahrzehnt nach dem Ende der Militärdiktatur in dem südostasiatischen Land markiert der Putsch nun vorerst das Ende des kurzlebigen demokratischen Aufbruchs. Beobachter warnen vor einer möglichen gewaltsamen Eskalation des Konflikts im 55-Millionen-Einwohner-Staat. Auch der wirtschaftlichen Öffnung des international jahrzehntelang isolierten Lands droht ein massiver Rückschlag.
Aungs Aufruf zum Widerstand
Die ersten Konsequenzen des Machtkampfs bekamen die Einwohner von Yangon, dem wirtschaftlichen Zentrum des Landes, bereits wenige Stunden nach dem Staatsstreich zu spüren. Internetverbindungen wurden gekappt, Banken mussten wegen des Zusammenbruchs der digitalen Infrastruktur landesweit schließen. Wo es noch funktionierende Geldautomaten gab, kam es zu langen Warteschlangen. Auch auf den Lebensmittelmärkten war der Andrang auf Grundnahrungsmittel groß: Die Burmesen stellten sich auf eine Zeit der Unsicherheit ein.