Demonstrationen

Uni-Proteste gegen Erdoğan weiten sich aus

Studenten protestieren gegen Erdogan
Studenten protestieren gegen ErdoganREUTERS
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Die türkische Regierung setzte die Polizei gegen Studenten an der renommierten Bosporus-Universität in Marsch.

Nach der Festnahme Dutzender Studenten in Istanbul weiten sich Proteste gegen die türkische Regierung aus. Aktivisten meldeten am Dienstag Solidaritätskundgebungen aus der Hauptstadt Ankara und anderen Landesteilen. Am Montagabend war die Polizei in Istanbul mit einem Großaufgebot gegen Studenten der renommierten Bosporus-Universität vorgegangen, die seit Wochen gegen die Einsetzung eines neuen Rektors durch Präsident Recep Tayyip Erdoğan protestieren. Die Polizei hatte gar Scharfschützen auf den Dächern um die Universität postiert. Die Studenten wollen ihre Proteste dennoch fortsetzen.
Innenminister Süleyman Soylu, ein Nationalist und Kandidat für die Nachfolge Erdoğans, heizte die Konfrontation an, indem er die Studenten auf Twitter als „LGBT-Perverse“ beschimpfte. Twitter kennzeichnete die Kommentare daraufhin als Hassparolen, die erste derartige Entscheidung bei einem türkischen Minister. Soylu wirft den Studenten vor, ein Bild des islamischen Heiligtums Kaaba in Mekka mit der LGBT-Fahne kombiniert und damit „entehrt“ zu haben.

Erinnerung an Gezi-Proteste

Die Istanbuler Studenten und ihre Dozenten protestieren, seit Erdoğan am 1. Jänner den regierungstreuen Akademiker Melih Bulu zum Rektor der Bosporus-Universität ernannt hat. Der Präsident setzte sich damit über die Tradition der Universität hinweg, die ihren Rektor bisher aus den eigenen Reihen wählte. Die Bosporus-Uni ist eine der besten Hochschulen des Landes und gilt als ein Zentrum liberalen Denkens.
Erdoğans Regierung befürchtet, dass der Protest in Istanbul zu einem landesweiten Aufstand wie den Gezi-Unruhen von 2013 eskalieren könnte. Polizisten in Kampfmontur rückten am Montagabend auf den Campus vor. Von den 159 zunächst festgenommenen Studenten wurden später knapp 100 wieder freigelassen. Für Dienstagabend waren weitere Proteste in Istanbul geplant.

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