Cortina d'Ampezzo

Die verhinderten WM-Stars

APA/AFP/FABRICE COFFRINI
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Die Ausfallliste der Titelkämpfe ist lang und prominent. Bedenklich stimmt, dass vor allem die Shootingstars des Winters nur zuschauen werden.

Wien. Spätestens Mitte Jänner, wenn nach den ersten Weltcuprennen des Winters verlässlich auch die ersten Kreuzbänder gerissen sind, findet sich der Skiweltcup in der alljährlichen Sicherheits- und Verletzungsdebatte wieder. Auch heuer war das nicht anders, angeheizt wurde die unausweichliche Diskussion noch durch die anstehende WM in Cortina d'Ampezzo (Eröffnung am Sonntag), denn das Verletzungspech – neben Faktoren wie Material und Präparierung ist tatsächlich oft Pech im Spiel – macht auch vor einer WM-Saison nicht halt.

Dennoch: Verglichen mit Titelkämpfen in jüngerer Vergangenheit sind die WM-Zuschauer heuer prominenter denn je. Besonders betroffen sind Norwegen, Gastgeber Italien und die ÖSV-Damen. Bedenklich stimmt, dass praktisch alle Shootingstars des Herrenweltcups das WM-Aus ereilte.

► Mit Alexander Aamodt Kilde fehlt in Cortina nicht nur der amtierende Gesamtweltcupsieger, sondern auch ein Gold-Favorit in Abfahrt und Super-G. Im Riesentorlauf oder Parallel-Bewerb wäre der Norweger, 28, zudem für eine Überraschung gut gewesen. Doch Kilde erlitt vor dem Kitzbühel-Wochenende beim Super-G-Training in Hinterreit einen Kreuzbandriss im rechten Knie.

► Aus dem norwegischen Team verpassen auch zwei Technik-Jungstars das Saison-Highlight: Sölden-Sieger Lucas Braathen, 20, erlitt in Adelboden eine Seitenbandverletzung im linken Knie und musste operiert werden. Bei Atle Lie McGrath, 20, wurde – ebenfalls nach einem Sturz im Adelboden-Riesentorlauf – eine Bänderdehnung im Knie diagnostiziert, auch seine Saison ist zu Ende.

► Im Team USA erwischte es ebenfalls den Shootingstar des Winters: Ryan Cochran-Siegle, 28, stürzte in der ersten Kitzbühel-Abfahrt. Der Sieger des Super-G in Bormio zog sich dabei eine Halswirbelfraktur zu und könnte monatelang ausfallen. Landsmann Tommy Ford, 31, stürzte im Adelboden-Riesentorlauf derart spektakulär, dass er kurz bewusstlos war, sich mehrere Bänder in Knie und Hand riss und außerdem Kopf- und Nackenverletzungen erlitt.

► Auch die Schweiz muss einen Aufsteiger dieser Saison vorgeben: UrsKryenbühl, 27, hatte die Abfahrtswelt aufgemischt, ehe er sich beim Kitzbühel-Zielsprung das rechte Schlüsselbein brach und sich Risse des Kreuz- und Innenbandes im rechten Knie zuzog. Weil sich davor schon Niels Hintermann, 25, und Super-G-Gesamtsieger Mauro Caviezel, 32, am Knie verletzt hatten, ist das eidgenössische Abfahrtsteam in Cortina vorerst auf ein Trio reduziert. Zumindest Caviezel könnte noch fit werden, er steht überraschend im Aufgebot für die Speed-Rennen ab Freitag in Garmisch-Partenkirchen.

► Die Italienerin Sofia Goggia war bei ihrer Heim-WM die große Gold-Favoritin in der Abfahrt und wäre wohl auch im Super-G um die Medaillen mitgefahren. Doch am Sonntag stürzte die 28-Jährige nach der Absage des Super-G in Garmisch-Partenkirchen bei ihrer Fahrt auf einer Nebenstrecke Richtung Parkplatz. In Mailand stellten die Ärzte eine Fraktur des Schienbeinkopfes im rechten Knie fest. „Nach dreißig Stunden glaube ich, dass ich keine Tränen mehr übrig habe“, teilte Goggia daraufhin in den sozialen Medien mit. Die Olympiasiegerin aus Bergamo hat vier der bisherigen fünf Abfahrten in dieser Saison gewonnen.

► Einmal mehr gehen die ÖSV-Damen dezimiert in eine WM. Speed-Aushängeschild Nicole Schmidhofer, 31, verletzte sich bei ihrem Sturz in der Abfahrt von Val-d'Isère im Dezember. Diagnose: Verrenkungsbruch des linken Kniegelenks, der das Zerreißen aller Kniegelenksbänder zur Folge hatte. Mehrere Operationen waren nötig, ob eine weitere Karriere im Spitzensport möglich sein wird, ist offen.

Weltcupsiegerin Nina Ortlieb, 24, stürzte im Jänner in Crans-Montana und erlitt einen Kreuzband-, Innenband-, Außenmeniskus- und Patellasehnenriss im rechten Knie. Speed-Spezialistin Cornelia Hütter, 28, verpasst zum dritten Mal in Folge eine WM (drei Kreuzbandrisse in vier Jahren). Auch Bernadette Schild, 31, muss nach einem Kreuzbandriss beim Slalom-Training auf der Reiteralm Ende Dezember zuschauen. (joe)

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