Wirtschaftskrise

Österreichs Tourismus erholt sich frühestens 2022

APA/BARBARA GINDL
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Die heimischen Tourismusbetriebe zählen diesen Winter um 83 Prozent weniger Nächtigungen als voriges Jahr, heißt es in einer Analyse des Wifo. Doch es gebe auch Grund für Optimismus – nämlich die Österreicher.

Am Montag dürfen die Händler wieder aufsperren – die Hotels aber bleiben zu. Was die Branche freilich gar nicht gut findet. „Planbarkeit und klare Perspektiven“, fordert der Branchensprecher Robert Seeber. Die Betriebe seien für das sichere Aufsperren gerüstet, mit Hygiene- und Teststrategien. Sie brauchen die Gäste wie einen Bissen Brot, denn die Zahl der Nächtigungen diesen Winter dürfte sich auf nur rund 10,2 Millionen belaufen. Das sind 83 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, zeigen aktuelle Zahlen des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo).

Der Wifo-Tourismusexperte Oliver Fritz geht bei seinen Berechnungen davon aus, dass die ausländische Nachfrage wegen der Restriktionen auch noch im März zum Großteil ausfallen und erst im April wieder ein „relevantes Niveau“ erreichen wird. Der „weitgehende Entfall der Wintersaison“ sei nicht mehr zu verhindern. Daran würden auch Öffnungsschritte ab März wenig ändern.

Die Gästestruktur würde sich über das gesamte Winterhalbjahr signifikant zugunsten inländischer Touristen verschieben. In der letzten „Normalsaison“ 2018/19 sei deren Anteil bei 22,7 Prozent gelegen, nun werden es rund 44 Prozent. Zu den entfallenden Ausgaben von Touristen, die über Nacht bleiben, kämen beträchtliche Einbußen bei Tagesgästen.

Sommersaison ungewiss

In der Wintervorsaison (November und Dezember) zählten die österreichischen Beherbergungsbetriebe nur rund 375.800 Gäste, um 94 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum 2019.
Zur kommenden Sommersaison ließen sich aufgrund der Ungewissheit über den Verlauf der Pandemie keine gesicherten Aussagen treffen. Unter Annahme optimistischer Szenarien sei frühestens 2022 mit einer Nachfrage zu rechnen, die annähernd das Vorkrisenniveau erreicht. Im Fall, dass die Erholung des Städtetourismus durch die Abhängigkeit von Fernmärkten und Flugverbindungen verzögert eintritt, könne man erst 2023 mit einer Normalisierung rechnen, schreibt der Experte.

Es bestehe aber auch Grund für Optimismus, denn: „Die Reiselust der Menschen ist nicht nur ungebrochen, vielmehr kann man davon ausgehen, dass sie durch die lange Zeit der Reisebeschränkungen noch größer wurde“, heißt es in der Erhebung. Zumal Österreich im vergangenen Sommer von vielen Inländern als Haupturlaubsland wiederentdeckt worden sei und seine Vorzüge präsentieren konnte. Fritz hält es für möglich, dass dies eine „nachhaltigere Belebung des Inlandstourismus nach sich ziehen kann“. (hie)

(Presse Print)

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