Sozialforscherin Ingrid Luttenberger sieht im dieser Tage stark präsenten Upcycling nicht nur ein kreatives Hobby, sondern auch ein neues Bewusstsein für Nachhaltigkeit.
Freiwillig hat bei den meisten das große Basteln und Handwerken im vergangenen Jahr wohl nicht eingesetzt. Aber wenn man schon dazu verdammt ist, den Großteil seiner Zeit zu Hause zu verbringen, dann kann man gar nicht anders, als die eigenen Wohnräume genauer zu betrachten. Und zu überlegen, was man daran ändern könnte.
Nach dem großen Aufräumen zu Beginn der Pandemie geht es nun für viele darum, die eigenen Wohnräume zu verschönern. Und weil sehr viele zu viel Zeit haben, muss nicht unbedingt alles gekauft oder an Profis ausgelagert werden, sondern wird eben vieles selbst gemacht. Was nicht nur Geld spart, sondern eben auch eine schöne Beschäftigung und Abwechslung sein kann.
Also wird gestrickt, genäht – Brot gebacken und gekocht sowieso – gebastelt, getischlert, verfliest, und was es eben sonst noch alles zu tun gibt. Auffällig ist, dass viele dabei eine neue Sparsamkeit entdecken. Wobei es dabei meist weniger darum geht, Geld, sondern vielmehr Ressourcen zu sparen und damit die Umwelt zu schonen. Upcycling, also die Wiederverwendung von Abfallprodukten, die eigentlich keinen Nutzen mehr für uns hätten, durch den neuen Einsatz aber an Wert gewinnen, erlebt gerade ein neues Revival. Etwa, indem wir aus alten Kaffeeverpackungen kleine Geldbörsen basteln, aus ausrangierten Skateboards Regale oder ein bunt bemaltes Ordnungssystem für den Schreibtisch aus alten Konservendosen bauen. Es scheint fast so, als hätten die Pandemie und die vielen Lockdowns dem ohnehin wachsenden Interesse an Upcycling noch mehr Antrieb gegeben.