Raumordnung

Bauland: Wer den längsten Atem hat

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DESIGNER OUTLET PARNDORF(c) PEROUTKA Guenther / WB (PEROUTKA Guenther / WB)
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Die Inanspruchnahme an Grünflächen ist problematisch. Warum aber sind die Daten der Bundesländer so unterschiedlich?

Im Durchschnitt über ganz Österreich werden 13 Hektar Naturfläche „in Anspruch genommen“, täglich – also entweder gleich bebaut, umgestaltet oder sie dienen als „Baulandreserve“. Das Bild über ganz Österreich sagt allerdings nicht allzu viel über die Situation in den einzelnen Bundesländern.

Die ist nämlich sehr differenziert, auch wenn sie auf den ersten Blick einen eindeutigen Eindruck erweckt und eine deutliche Antwort gibt: Demnach hat Wien den geringsten Flächenverbrauch – in den drei Jahren von 2017 bis 2019 wurden in der Bundeshauptstadt 180 ha Naturraum in Anspruch genommen, in Vorarlberg 510, knapp gefolgt von Salzburg (680). Schlusslicht in dieser Auswertung ist mit Abstand die Steiermark (3470 ha).

Zweifelsohne nimmt Wien als Millionenstadt eine Sonderrolle ein, die bei diesem Thema mit den in die Fläche gehenden Bundesländern wohl nicht verglichen werden kann. Allerdings, das sei dazugesagt: Auch in Wien regt sich nicht unerheblicher Widerstand gegen Stadterweiterungen, die auf Kosten von Grünflächen gehen. Das Thema ist also auch in der Bundeshauptstadt ein brisantes.

In den übrigen Bundesländern hat Raumordnung allerdings andere Dimensionen. Für Clemens Osl ist die Sache soweit klar. Osl ist Mitarbeiter des für Raumordnung zuständigen Landesrats Marco Tittler (ÖVP) in Vorarlberg und er sagt: „Wir haben bereits 1977 eine Grünzone verordnet.“ Deren Fläche, 13.600 ha, ist damit de facto außer bauliche Nutzung gestellt (Landwirtschaft wird davon überhaupt nicht berührt) und schränkt somit die Hoheit von Gemeinden über die Widmung drastisch ein.

Wer bauliche Aktivitäten in der Grünzone starten will, braucht dazu nicht nur das grüne Licht der Gemeinde, sondern auch einen Beschluss der Landesregierung – ein Zugang, der in Gemeindestuben nicht gerne gesehen wird.

Maria Schachinger, Expertin des World Wide Fund for Nature (WWF), der am Dienstag den „Bodenreport 2021“ präsentiert hat, lobt den Vorarlberger Zugang zwar, ergänzt aber: „Zu bedenken ist: Vorarlberg hat eine sehr hohe Verbauungsdichte“.

Und die Steiermark? Gabriele Mairhofer-Resch, Raumordnungs-Expertin der steirischen Landesrätin Ursula Lackner (SPÖ): „Änderungen brauchen Zeit, es ist nicht möglich, in bestehende Rechte einzugreifen.“ Diese zu schaffen sind die steirischen Bürgermeister nicht müde geworden.

Reserve geht noch nicht aus

Denn die Chefs der 287 steirischen Gemeinden haben fast 14.000 Hektar in Reserve: Flächen, die zwar als Bauland gewidmet, aber noch nicht verbaut sind. Niederösterreich hat zwar eine größere Baulandreserve (auch dann, wenn die Größe der Bundesländer berücksichtigt wird), aber derzeit einen wesentlich geringere Inanspruchnahme von Bauland. Trotz des hohen Bauland-Konsums glaubt Mairhofer-Resch, dass die Steiermark mit dem bestehenden Raumordnungsgesetz ein „stark ausdifferenziertes Planungsinstrument“ habe. So sei die Ausweisung von Vorrangzonen durchaus mit der Vorarlberger Grünzonen-Regelung vergleichbar.

Bevor man die Raumordnung der Länder benoten will, sei empfohlen, sich noch durch eine andere Publikation zu ackern: In der Auswertung nicht bebauten Baulandes, die das Umweltbundesamt im Auftrag der Österreichischen Raumordnungskonferenz erstellt und 2019 veröffentlicht hat, enthüllt eine Tabelle, wo der Anteil der Bauland-Reserveflächen am höchsten ist. Wien und Salzburg schneiden am besten ab, weil 2017 nur 7,1 % (Wien) bzw 17,2 % (Salzburg) des Baulandes ohne Bebauung sind, während Burgenland mehr als ein Drittel in Reserve hält. Heißt auch: Auch dann, wenn Landesregierungen oder gar der Bund Umwidmungen durch Auflagen erschwert sollten, haben Gemeinden Bauplätze parat, Umwelt hin, Umwelt her. Burgenland hat diesbezüglich den längsten Atem.

Gewidmetes, nicht bebautes Bauland

Fakten und Daten des Umweltbundesamtes zum Thema

Die Presse-Bericht übe den Bodenreport 2021

WWF-Bodenreport 2021

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