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Mitreden: Am Wochenende in den Lockdown?

Wien lässt mit einem ungewöhnlichen Vorschlag aufhorchen, wie Österreich die nächste Zeit bewältigen könnte: den Wochenend-Lockdown. Ist das ein gangbarer Weg? Diskutieren Sie mit!

Während die einen der Idee durchaus etwas abgewinnen können, ist es für andere die "reinste Spinnerei", wie es ein User im "Presse"-Forum formuliert. Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) ist diese Woche mit der Idee eines Wochenend-Lockdowns vorgeprescht: An vier Tagen soll möglichst viel aufsperren, von Freitag bis Sonntag sollen Läden und Lokale schließen. Unter welchen Bedingungen, ist noch unklar. Kritik kommt von den Wiener Grünen, die "reinen Populismus" orten: Es wäre völlig unverantwortlich, jetzt zu öffnen. Unterstützung bekommt er dagegen von der Freiheitlichen Wirtschaft, die generell auf eine breite Öffnung drängt und den Wochenend-Lockdown als Testballon unterstützen würde.

Hackers Argument für diese ungewöhnliche Modell: Es sei eine Art „Wellenbrecher“. Am Wochenende könnte intensiv getestet werden, so könne man Infizierte isolieren, bevor sie an offenen Tagen wieder unter Menschen sind.

Eine Umsetzung wäre nur in Abstimmung mit dem Bund denkbar, ein Wiener Alleingang weder rechtlich möglich noch praktikabel. Das Gesundheitsministerium prüft die Idee schon länger und hat sie nicht verworfen, wie Christine Imlinger berichtet.

Es gibt auch bereits Beispiele aus der Praxis: In der Türkei wurde schon im Frühling auf das Modell Wochenend-Lockdown gesetzt, diesen Dezember dann wieder: Ab Freitagabend gelten weitreichende Ausgangssperren, unter der Woche sieht man dagegen oft volle Einkaufsstraßen in Istanbul. Die Zahlen gingen zwar nach unten, allerdings gelten auch an Werktagen Restriktionen, so sind Restaurants geschlossen. Über die Sinnhaftigkeit des Wochenend-Lockdowns herrscht Uneinigkeit.

Was fest steht: Nachdem die Impfungen in Österreich nur sehr schleppend vorangehen, ist vorerst kein Ende der Coronakrise in Sicht. Was auch fest steht: Lockdowns schaden der Wirtschaft massiv. "Österreich verliert pro Lockdown-Woche 500 Millionen Euro", erklärt diese Woche Wirtschaftskolumnist Josef Urschitz.

Nicht nur deshalb wird um eine tragfähige Lösung für die kommenden Wochen und Monate gerungen. Immer mehr Menschen kämpfen derzeit auch mit psychischen Problemen: "Es sind die Rahmenbedingungen, die Struktur, die fehlt", meint etwa Kinder- und Jugendpsychiaterin Kathrin Seveck dazu im Interview mit Eva Winroither. Sie sagt, die Stimmung bei den Jugendlichen sei schlecht: "Die Luft ist raus, sie können nicht mehr, sie sind ausgebrannt."

Andere Länder bleiben trotz allem vorsichtig: So hat Deutschland soeben angekündigt, weiterhin im harten Lockdown zu bleiben, obwohl die Zahlen besser sind als in Österreich. Der bessere Weg?

(sk)

Diskutieren Sie mit: Sind Wochenend-Lockdowns eine Möglichkeit, um das Infektionsgeschehen in Österreich unter Kontrolle zu halten? Unter welchen Bedingungen kann es weitere Öffnungsschritte geben? Und: Welche Alternativen zum harten Lockdown gibt es sonst noch?

(sk)

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