Interview

Heli Ihlefeld: "Willy Brandt hatte Respekt vor Frauen"

Heli Ihlefeld: „Das Wort Geliebte hat einen abwertenden Hautgout.“ ⫻
Heli Ihlefeld: „Das Wort Geliebte hat einen abwertenden Hautgout.“ ⫻ Sebastian Bolesch
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Sie war eine sehr erfolgreiche Journalistin. Heli Ihlefeld hat die mächtigsten deutschen Politiker der 1960er-Jahre porträtiert und interviewt. Auch Willy Brandt. Zwischen den beiden entwickelte sich eine innige Beziehung. Heute ärgert sie sich, nicht in die Politik gegangen zu sein. Ein Gespräch über Intrigen, Übergriffe und den Einsatz für Gleichberechtigung.

Sie waren in den 1960er-Jahren eine sehr bekannte Politik-Journalistin. Später wechselten Sie die Seiten und wurden Pressesprecherin der ersten Bundestagspräsidentin Annemarie Renger. Danach machten Sie bei der Deutschen Bundespost Karriere und schrieben Bücher. Dennoch wird Ihr Name meist in einem Atemzug mit Willy Brandt, dem ehemaligen deutschen Bundeskanzler, genannt. Schmerzt Sie das?

Heli Ihlefeld: Nein, denn ich schätzte Brandt sehr. Das politische Ende von ihm war für mich jedoch sehr schwierig. Denn er trat ja 1974 zurück, weil sein langjähriger Referent Günter Guillaume als Spion entlarvt wurde. Und es hieß dann, Guillaume habe Brandt immer Mädchen „zugeführt“. Ein Papier tauchte auf, in dem auch mein Name stand. Damit bin ich in diese ganze Geschichte hineingeraten. Das war furchtbar für mich – und ist es auch heute noch. Denn letztlich fiel Brandt einer Intrige zum Opfer. Ich konnte nicht verstehen, warum seine eigenen Parteikollegen, allen voran Herbert Wehner (1906–1990, Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, Anm.), ihn fallen ließen. Ich war von Brandt und seiner Politik überzeugt. Als er zurücktrat, war ich fassungslos und unendlich traurig. Als wir uns später einmal wieder begegneten, sagte er zu mir: „Ich hätte damals nicht zurücktreten sollen.“ Nun ja, wir wissen längst, dass an den ganzen absurden Vorwürfen nichts dran war.

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