Internet-Blogger Helge Fahrnberger will, dass alle Grünwähler entscheiden. Mit einer Online-Initiative hat der Blogger Helge Fahrnberger im Vorjahr die Wiener Grünen ordentlich ins Schwitzen gebracht.
Wien. Mit einer Online-Initiative hat der Blogger Helge Fahrnberger im Vorjahr die Wiener Grünen ordentlich ins Schwitzen gebracht: Hunderte Grünen-Sympathisanten wollten sich als Vorwähler registrieren lassen und bei der Kandidatenauswahl mitbestimmen – was bei etlichen etablierten Funktionären aus dem Parteiapparat auf wenig Gegenliebe stieß. Immerhin die Hälfte der Interessenten sind schließlich als Vorwähler akzeptiert worden, weiß Fahrnberger.
„Jetzt soll es einen Schritt weiter gehen“, sagt Fahrnberger im Gespräch mit der „Presse“. Er hofft, dass nach den Wiener Wahlen ein Modell gefunden wird, mit dem die Grünwähler besser in die Entscheidungsfindung der Partei eingebunden werden. Gerade die Streitereien in einzelnen Bezirken würden zeigen, dass dies notwendig sei. „Die Basisdemokratie gehört nicht abgeschafft, sondern auf eine breitere Basis gestellt“, sagt Fahrnberger. Derzeit sei es ja so, dass „Leute mit Eisenhintern“ die Entscheidungen im wahrsten Sinne des Wortes ersitzen würden.
Sein Vorschlag: Alle Grünen-Sympathisanten sollten sich als Vorwähler registrieren können. Dann würden in einem Bezirk wie Mariahilf nicht zehn oder 20 Personen entscheiden, sondern 500. Und dann sei es möglich, nicht mehr nur im Freundeskreis zu mobilisieren, sondern öffentlich. „Und das ist erwünschte Demokratie.“ Auch die viel kritisierte „Autobusdemokratie“ (Anhänger werden herangekarrt) gehe bei dieser Größenordnung nicht mehr.
Ob sich die Partei damit nicht völlig zufälligen Entscheidungen ausliefern würde? Fahrnberger kann sich auch ein Korrektiv vorstellen. So sei es möglich, dass die Kandidaten vom Vorstand oder der Landesversammlung ausgewählt werden und nur die Reihung auf breiter Basis entschieden wird.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.09.2010)