Sexismus

Japans Regierungspartei lässt Frauen jetzt zuschauen, aber nicht mitreden

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FILES-OLY-2020-2021-TOKYO-JAPAN-SEXISMAPA/AFP/POOL/KAZUHIRO NOGI
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Die regierende Partei will in der aufgebrochenen Sexismusdebatte ein Zeichen setzen - und lädt fünf weibliche Mitglieder ein, an Führungssitzungen teilzunehmen. Sprechen dürfen sie dort aber nicht.

Nach Aufsehen wegen frauenfeindlicher Aussagen rund um die Organisation der Olympischen Spiele in Tokio hat Japans regierende Liberaldemokratische Partei (LDP) vorgeschlagen, fünf Frauen zu ihren ansonsten rein von Männern besetzten Führungstreffen einzuladen – solange diese dort nicht das Wort ergreifen. Die eingeladenen Frauen dürften nach den Treffen schriftlich Meinungen einreichen, hieß es.

Hintergrund ist eine Aussage des Organisators der Olympischen Spiele in Tokio: Der 83-Jährige Yoshiro Mori hatte gemeint, Frauen würden bei Treffen zu viel reden. Mori, früherer Premierminister, trat daraufhin zurück, die LDP sah sich zum Handeln gedrängt. Ihr Generalsekretär, der 82-Jährige Toshihiro Nikai, erklärte, er sei sich der Kritik am rein männlichen Führungspersonal bewusst. Die Öffnung der Sitzungen für fünf weibliche Parteimitglieder sei eine Möglichkeit, bei Entscheidungsprozessen „zuzusehen“.

Ministerin als Nachfolgerin?

Die auf 2021 verschobenen Olympischen Spiele sind in der japanischen Bevölkerung angesichts der Coronavirus-Pandemie alles andere als beliebt. Der Skandal um Mori beschädigte das Projekt weiter. Japanische Medien berichteten am Mittwoch, dass Olympiaministerin Seiko Hashimoto – eine frühere Olympionikin – als Moris Nachfolgerin die Organisation übernehmen könnte. Offiziell bestätigt wurde das nicht.

Alltagssexismus ist Japan weit verbreitet; im „Gender Gap“-Index des Weltwirtschaftsforums rangiert das Land auf Platz 121 von 153. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie dort betreffen vor allem Frauen, die Suizidrate ist steigend. Premierminister Yoshihide Suga (LDP) setzte deshalb zuletzt eine Art „Einsamkeitsminister“ ein.

(epos)

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