USA

Proteststurm wegen Cruz-Trips

Republikanischer Senator floh vor Eissturm in Texas an den Strand nach Mexiko.

Wien/Washington. Innerhalb von 24 Stunden war Ted Cruz wieder auf dem Rückweg vom Familien-Kurzurlaub in Cancún in Mexiko nach Houston. „Es war ein Fehler“, gestand der republikanische Senator aus Texas ein. „Ich wolle nur ein guter Dad sein“, erklärte der 50-Jährige zu seiner Entschuldigung, nachdem in der Heimat ein Sturm der Entrüstung über den Trip losgebrochen war.

In Houston und weiten Teilen des Bundesstaats standen Hunderttausende Landsleute weiter ohne Strom und Millionen ohne Wasser da, nachdem ein ungewöhnlich heftiger Wintersturm die Infrastruktur lahmgelegt hatte. „Was in Texas passiert, ist inakzeptabel“, erklärte Cruz, der einen Mundschutz mit den Konturen des Lone-Star-Staats trug, sichtlich bemüht um eine Minimierung des Imageschadens.

„Eisig“, hatte Ehefrau Heidi Cruz zu Wochenbeginn getwittert. Unter Hinweis auf die vermeintlich günstige Rate im Luxushotel Ritz Carlton von 309 Dollar pro Nacht und hoher Sicherheitsstandards rief sie Freunde zur kurzzeitigen Flucht vor dem Schnee- und Stromchaos nach Cancún in den südlichen Golf von Mexiko auf – zumal auch die Schule der Töchter geschlossen blieb.

Tea-Party-Darling

Viele Texaner hatten dafür wenig Verständnis und hinterfragten Timing und politisches Gespür des Senators, der sich im Kongress zuletzt für Donald Trump in die Bresche geworfen und für eine Wahlanfechtung votiert hatte. Dabei war Trump im Wahlkampf 2016 über Cruz, seinen damals schärfsten internen Rivalen, und dessen Frau, Heidi, hergezogen. Unter dem Hashtag #Flyin' Ted war Cruz jetzt der Spott sicher.

Vor zwei Jahren hatte er sich in der konservativen Hochburg Texas nur knapp gegen den demokratischen Shootingstar Beto O'Rourke behauptet. Seine Gegner werden dem ultrakonservativen Senator, einem Darling des Tea-Party-Flügels und potenziellen Präsidentschaftskandidaten für 2024, den Ausflug süffisant um die Ohren schleudern. Aber selbst bei Parteifreunden ist Cruz unpopulär. Lindsey Graham spöttelte einst: „Wenn jemand Ted Cruz in den Fluren des Senats töten würde, und der Prozess fände im Senat statt, würde ihn niemand verurteilen.“ (vier)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.02.2021)

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