Deutschland/Niederlande

Thomas Drach: Vom Entführer zum Serienräuber?

Thomas Drach saß mehrere Jahre in Deutschland wegen der Entführung von Jan Philipp Reemtsma im Gefängnis.
Thomas Drach saß mehrere Jahre in Deutschland wegen der Entführung von Jan Philipp Reemtsma im Gefängnis.Christian Charisius / dpa / pict
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Der einstige Entführer des Hamburger Tabak-Erbens Reemtsma ist offenbar erneut ins Visier der Justiz geraten: Deutschen Medien zufolge wurde er nach einer Raubserie inhaftiert.

Mehrere Überfälle auf Geldtransporter in Deutschland hatten die Ermittler lang im Dunkeln gelassen: In Köln attackierten zunächst unbekannte Täter im März 2018 und März 2019 Geldboten bei ihrem Fahrzeug, raubten sie aus und flohen mit einem gestohlenen Auto. Ähnlich verlief ein Überfall im November 2019 in Frankfurt am Main. Jedes Mal wurden die Fluchtfahrzeuge ausgebrannt in der Nähe gefunden. Bei dem Überfall im Frühjahr 2019 nahe dem Flughafen Köln-Bonn und bei jenem in Frankfurt wurde jeweils ein Geldbote durch Schüsse schwer verletzt. Nun könnte die Raubserie vor der Aufklärung stehen. Pikantes Detail: Der einstige Entführer des Tabak-Erbens Jan Philipp Reemtsma soll dafür verantwortlich sein.

Der Reemtsma-Entführer Thomas Drach, heute 60 Jahre alt, wurde im Zusammenhang mit den Überfällen in den Niederlanden festgenommen, wie mehrere deutsche Medien übereinstimmend berichteten. Zwar bestätigten die Behörden seine Identität zunächst nicht: Offiziell hieß es, die niederländische Polizei habe am Dienstag einen Europäischen Haftbefehl gegen einen 60-jährigen Deutschen vollstreckt, der im Zusammenhang mit den Überfällen dringend tatverdächtig sei. Der Verdächtige stamme aus dem Rheinland und habe in Deutschland keinen festen Wohnsitz. Der Vorwurf: Gemeinschaftlicher schwerer Raub in drei Fällen sowie ein Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz; bei dem Überfall am Flughafen Köln-Bonn soll der Täter ein Maschinengewehr benutzt haben. Nach einem zweiten Mann werde gefahndet, da es sich jeweils um zwei Täter – Fahrer und Beifahrer – gehandelt habe.

33 Tage Gefangenschaft

Der Name Thomas Drach weckt in Deutschland Erinnerungen an ein Entführungsdrama, von dem die Öffentlichkeit erst nach dessen Ende erfuhr: Am 25. März 1996 hatte Drach mit seinen Komplizen den Millionenerben Reemtsma vor seinem Haus in Hamburg Blankenese entführt und mehr als 30 Millionen Mark (rund 16 Mio. Euro) gefordert. 33 Tage lang hielten die Täter den Mann in einem Keller gefangen, bis Verwandten nach mehreren gescheiterten Versuchen die Geldübergabe gelang.

Nach zwei Jahren auf der Flucht wurde Drach 1998 schließlich in Argentinien gefasst und an Deutschland ausgeliefert. Im Jahr 2000 wurde er wegen erpresserischen Menschenraubes zu 14 Jahren und sechs Monaten verurteilt. Im November 2011 folgte eine weitere Verurteilung, weil er versucht haben soll, aus der Haft heraus seinen Bruder zu erpressen. Im Oktober 2013 kam Thomas Drach frei.
Der Großteil des Geldes wurde nie gefunden. Vieles sei durch Geldwäsche verloren gegangen oder ausgegeben worden, hieß es. 2013 räumten Ermittler Drachs letztes Gelddepot in einem Schließfach in Uruguay. Es enthielt 459.900 US-Dollar.

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