Leitartikel

Die notwendige Ungerechtigkeit eines Impfpasses

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Geimpfte Personen sollen Freiheiten genießen – ohne Neid, doch als Ansporn für gesellschaftliche Mitverantwortung und zum Wohl der Wirtschaft.

Es ist eigenartig, als jemand, der stets für Gerechtigkeit eintritt, eine Ungerechtigkeit hinzunehmen – ja, sie sogar zu befeuern. Hier, in diesem einen Fall aber, muss es sein. Denn diese Ungerechtigkeit ist nur eine temporäre, und sie hat so viele positive Seiten, dass sie notwendig geworden ist.

Wenn sich die europäischen Regierungen auf die Einführung eines einheitlichen Impfpasses einigen, wird in diesem Sommer voraussichtlich ein Teil der Gesellschaft diskriminiert, während andere bereits ihre Freiheit genießen. Ältere Menschen, die bereits ihre zweite Impfung gegen das Coronavirus erhalten haben, könnten ohne Tests im Schanigarten sitzen, während sich junge Erwachsene wegen jedem Kinobesuch noch immer in der Teststraße anstellen müssen. Die einen werden wieder ungehindert ins Flugzeug steigen, eine Schiffsreise antreten, während die anderen noch Einschränkungen erleben könnten.

Ein solches Impfprivileg ist eine heikle Sache. Sie ist es insbesondere, da sich Österreich so wie die meisten EU-Partner gegen eine Impfpflicht entschieden hat. Es bleibt also die Entscheidung jedes Einzelnen, sich die Nadel in den Arm stechen zu lassen oder eben nicht. Auch wer es nicht will, wird vorübergehend Nachteile erleben. Diese wären freilich dann verkraftbar, wenn es weiterhin Alternativen zur Impfung gibt: etwa eine Testung oder die Vorlage eines Bescheids über den Antikörperstatus.

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